“Music is your own experience, your thoughts, your wisdom. If you don’t live it, it won’t come out of your horn. They teach you there’s a boundary line to music. But, man, there’s no boundary line to art.”
Charlie Parker
“I never thought that the music called “jazz” was ever meant to reach just a small group of people, or become a museum thing locked under glass like all the other dead things that were once considered artistic.”
Miles Davis
 
Dizzy Gillespie

Trompeter und Band-Leader (1917 - 1993)

Dizzy Gillespie, meine hochgeehrten Damen und Herren, einer der Mitbegründer des Bebop und späterer Wegbereiter der Cuban-Jazz- Welle, ist neben
Louis Armstrong und Miles Davis der wohl berühmteste Trompeter der Jazz- Geschichte. Was seine technischen Fähigkeiten auf dem Instrument angeht, stand er bis zu seinem Tode mehr oder weniger ganz konkurrenzlos da. Neben seinen ganz enormen musikalischen Fähigkeiten war Gillespie aber auch ein echter Entertainer und Show-Mensch, der auf der Bühne automatisch gute Laune verbreiten konnte.

Seine Markenzeichen waren seine speziell gefertigte, nach oben gebogene Trompete und seine beim Spielen geradezu gigantisch aufgeblähten Backen. In der Tat, meine hochgeschätzen Leserinnen und Leser - diese Backen sind einer der allercharakteristischsten Anblicke in der
Geschichte des Jazz, absolut mit nichts anderem vergleichbar, mit ungläubigem Staunen
beäugt man fotografische Aufnahmen, die Gillespie mit voll aufgeblähten Backen zeigen.
Jeden Moment meint man, diese Backen müssten zerbersten wie ein angestochener Luft- ballon - oh meine Damen und Herren, ich bin immer wieder aufs Nachhaltigste beeindruckt,
erlauben Sie mir diese Anmerkung, bevor wir uns näher mit Leben und Schaffen dieser
Gallions-Figur des Jazz beschäftigen.
John Berks Gillespie wurde am 21. Oktober 1917 in Cheraw, South Carolina geboren. Mit zwölf Jahren begann er Posaune zu spielen, wechselte aber nach einem knappen Jahr zur Trompete über. Später studierte er Harmonie-Lehre und Musik-Theorie. 1935 brach er dann sein Studium ab und zog nach Philadelphia, wo er auch schon bald in einigen Bands mitwirkte. Sein großes musikalischen Vorbild war zu dieser Zeit der Trompeter Roy Eldridge.

Gillespies enorme technischen Fähigkeiten ließen das Publikum schon bald hellhörig werden. 1937 ging Gillespie nach New York, um bei dem Bandleader Lucky Millander vorzuspielen. Er bekam zwar den Platz in dem Orchester nicht, blieb aber trotzdem in New York. Bald danach absolvierte er als Mitglied der Band von Teddy Hill eine Europa-Tournee. Wieder zurück in den USA,  spielte er in verschiedenen Bands, ehe er wieder zu Teddy Hill zurückging. 1939 wurde Dizzy Gillespie Mitglied des Orchesters von Cab Calloway.

Zu dieser Zeit begann er auch für andere Big Bands wie die von Woody Herman oder Jimmy Dorsey zu arrangieren. Nach einem Streit mit Cab Calloway verließ Gillespie dessen Band, seine nächsten musikalischen Stationen waren die Orchester von Benny Carter, Charlie Barnet, Earl Hines, Duke Ellington und Billy Eckstine. In letzterer Band spielte er zusammen mit dem Saxofonisten Charlie Parker.

Zusammen mit Charlie Parker hatte er auch ein kleine Formation, mit der er etliche
Platten aufnahm. Parker und Gillespie waren die wesentlichen Köpfe der neuen und damals  revolutionären Bebop-Strömung. 1945 gründete Gillespie seine erste Big Band. Seine einflußreichsten Aufnahmen entstanden jedoch mit dem Quintett zusammen mit Charlie Parker.

In kürzester Zeit wurde Gillespie zu einem der führenden und erfolgreichsten Musiker des Jazz. Zahllose Trompeter versuchten nun, wie er zu spielen, auch Miles Davis stand zu Beginn seiner Karriere ganz unter dem Gillespie-Einfluss. Bald begann Gillespie sich für afrikanische und kubanische Rhythmen zu interessieren und holte 1947 einen kubanischen Schlagzeuger in seine Big Band und läutete damit den  Cuban-Jazz ein.

In den 50er Jahren nahm Dizzy Gillespie vorzugsweise für das Label von Norman Granz auf
und beteiligte sich auch an dessen Jazz At The Philharmonic-Projekt. Mit einem durch Gelder des State Department gesponserten und eigens zusammengestellten Orchester ging er auf weltweite Tourneen, die ihn bis nach Asien, Südost-Europa und Südamerika führten. Auch die 60er, 70er und 80er- Jahre waren durch unzählige Platten-Einspielungen und Konzerte in aller Welt geprägt.

Ende der 70er Jahre und in den 80er Jahren arbeitete er oft mit jungen Trompetern zusammen, deren Talent er förderte, wie etwa Jon Faddis, Paquito D´Rivera oder auch Wynton Marsalis. Auch zu Beginn der 90er Jahre war Gillespie immer noch unvermindert aktiv, spielte Platten
ein und gab Konzerte in aller Welt, ganz wie er es schon seit nunmehr fünfzig Jahren tat.
Dizzy Gillespie verstarb am 6. Januar 1993 in Englewood, New Jersey. 
Schaffen und Wirken

Die wichtigsten Platten
After Hours (1941)
Night In Tunesia (1945-49)
In Paris (1952-53)
Diz And Getz (1953-54)
Groovin´ High (1956)
Sonny Side Up (1957)
Live 1957 (1957)
Copenhagen Concert (1958)
Duets (1958)
Something Old Something New (1963)
Jambo Caribe (1964)
Dizzy Gillespie´s Big Four (1974)
Afro Cuban Jazz Moods (1975)
The Gifted Ones (1977)
The Alternate Blues (1980)
Live At The Blue Note (1992)

Empfehlenswerte Sampler
The Definitive Collection (1940-67)
Verve Jazz Masters (1953-60)

Sammler-Editionen
Best Of Dizzy (1976-90) 4CDs