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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Francis A. & Edward K.

Nach seiner nun lang zurückliegenden Zusammenarbeit mit
Tommy Dorsey und der Kooperation mit Count Basie  kam es 1967 zu dieser Gemeinschaftsproduktion Sinatras mit einer weiteren Big-Band-Legende, nämlich dem unvergesslichen Duke Ellington.

Die Aufnahmen für dieses Album wurden zu Hollywood und dorten am 12. Dezember 1967 an Sinatras zwoundfunfzigsten  Geburtstag abgeschlossen. Der legendäre Big-Band-Chef Duke Ellington, ganze siebzehn Jahre älter als der auch nicht mehr ganz junge Sänger, lieferte mit seiner Band großartige Instrumentalarbeit, die weit über die bloße Begleitfunktion hinausgeht.

Neben Sinatras hier wunderbar kontrolliertem Gesang sorgen natürlich wie auch nicht anders
zu erwarten, die fantastischen Soli von Saxofonist Johnny Hodges für die Höhepunkte dieses Albums.

Hochgeschätzte Leserinnen und Leser: Ganz ohne Zweifel handelt es sich hierbei um eines der besten Alben, die Sinatra während der 60er Jahre eingespielt hat. Das Programm auf der Platte besteht aus acht eher wenig bekannten  Nummern mit einer jeweiligen Laufzeit von an die fünf Minuten, was den Star-Instrumentalisten der Band bei fast jeder Nummer die Gelegenheit ein- räumt, auch kurz solistisch hervorzutreten, dadurch verstärkt sich naturgemäß der Jazz-Eindruck dieses durch und durch wundervollen Albums.

Die Tempi der einzelnen Stücke sind eher getragen, manchmal blueslastig, dann wieder fast schon elegisch, mit Ausnahme des Titels Come Back To Me, welcher mit halsbrecherischem Drive vorgetragen wird.

Es ist wie bei vielen anderen Sinatra-Alben nicht leicht, hier Höhepunkte herauszustreichen, jeder Song ist ohne Übertreibung großartig. Besondere Erwähnung verdienen jedoch All I Need Is The Girl, Yellow Days und die wunderbare Ballade I Like The Sunrise.

All I Need Is The Girl  ist die wahrscheinlich beste Nummer des Albums, voll von verhaltenem, aber umso präsenterem Swing, meisterlich interpretiert von Sinatra, dem der Song hörbar Spaß bereitet. Die Ellington-Komposition I Like The Sunrise ist ein Paradebeispiel für die Meister- schaft Ellingtons, die reichen Klangfarben seines Orchesters effektvoll zu mischen. In diesem elegischen Stück hat vor allem auch das Orchester Gelegenheit, sich zu profilieren.

Der Song Indian Summer wiederum besticht durch ein großartiges Solo von Johnny Hodges, dessen ganz individuellen Ton man auch unter einer Hundertschaft von Altsaxofonisten sofort wiedererkennen würde.

Der Sound der Ellington Big Band unterscheidet sich ganz merklich von dem der Studio-Big- Bands der in den Jahren zuvor erschienen Sinatra-Alben und ist daher als eine sehr willkommene Abwechslung anzusehen. Vor allem jene Sinatra-Freunde, die auch dem Jazz zugeneigt sind, kommen bei diesem Treffen zweier Legenden voll auf ihre Rechnung.

Die meisten Stücke des Albums wirken beim Hören eher unaufdringlich, entfalten aber eine zunehmende innere Kraft und es dürfte wohl unmöglich sein, nicht in den Bann des ablaufenden musikalischen Geschehens gezogen zu werden. Hörer, die der Platte ihre volle Konzentration widmen, werden für ihre Aufmerksamkeit auf jeden Fall reich, ja überreich belohnt. 

Mit Count Basie hat der Barde, was allein die musikalische Grundkonzeption angeht, vielleicht sogar noch besser harmoniert, trotzdem übertrifft diese Platte die zwei doch etwas gewöhnlich anmutenden Produktionen mit Count Basie und somit, meine Damen und Herren, ist diese musikhistorisch bedeutsame Zusammenarbeit zweier Giganten ohne Abstriche empfehlenswert.

Teures Publicum: Diese Platte ist das letzte Sinatra-Album, das zumindest annähernd zur Gänze überzeugt. Einziger Wermutstropfen ist höchstens die Stimme des Sängers, die nach 1965 merklich abgedunkelt war und zudem einiges von der früheren Beweglichkeit und Elastizität verloren hatte, hier aber immer noch gut genug war, um Sinatra zu einer zumindest stellenweise überdurchschnittlichen Leistung zu  befähigen.

Dennoch, auch angesichts kleiner stimmlicher Ermüdungserscheinungen, welch eine ausge- sprochene Wohltat im Vergleich zum Vorgänger-Album, der in jeder Hinsicht schauderhaften Platte
The World We Knew.

"Elegant record, Francis" sagte der Duke, nachdem sie die fertigen Aufnahmen abgehört hatten. Dem kann man sich als Hörer nur voll und ganz anschließen. Dennoch: Gestatten Sie mir noch einen vertiefenden Satz zum Ellington-Album: Oft klagen Sinatra-Fans, der Sänger sei auf diesem Album zu wenig “präsent”. Je nun, in gewisser Weise ist diese Beanstandung nicht
ganz unberechtigt. Allerdings war das Album wohl von vorneherein als eine Kooperation gleichberechtigter Partner ausgelegt, im Gegensatz zu den Basie-Alben, wo das Orchester ausschließlich begleitende Funktion hat. In der Tat sind die Basie-Alben nicht zuletzt deswegen eher enttäuschend, weil Basie und die Band sich in das musikalische Geschehen nicht wirklich einbringen, sondern nur den musikalischen Hintergrund und Begleitfunktion liefern, was jede andere Studio-Band genauso gut zustandegebracht hätte. Die "Basie-typischen" musikalischen Kniffe, die es auf den beiden Alben von Sinatra und Basie zu hören gibt, sind von jedem x-beliebigen Studio-Orchester leicht zu kopieren.

Das Ellington-Sinatra-Album hingegen trägt im Gegensatz dazu unverkennbar die musikalische Handschrift der Ellington-Band. Dass Sinatra auf diesem Album merklich NICHT auftrumpft, liegt wohl an der Auswahl der Songs, die zum Teil eher getragener, fast elegischer Natur sind. Nicht vergessen solllte man auch, dass Sinatras Stimme anno 1968 lange nicht mehr die Qualitäten hatte, die sie noch Anfang der 60er auszeichneten, wohl mit ein Grund für seine Zurückhaltung bei diesem Album. Trotzdem gelingt ihm eine überzeugende Leistung, nur eben auf einer mehr hintergründigen Ebene, was dieses Album in gewisser Weise zumindest von diesem Aspekt her betrachtet in die Nähe des Jobim-Albums rückt. Auch sollte man nicht vergessen, dass das Ellington-Orchester KEIN Swing-Orchester, sondern ein weitaus vielschichtigeres musikalisches Gefüge war und eine viel weiter gehende Konzeption hatte.

Meine sehr geehrten Damen und Herren: Das Ellington-Album ist meiner Ansicht nach eines der besten Alben Sinatras der 60er Jahre, welches dem alternden Sänger zur Zierde gereicht, wie kaum bzw. kein anderes Spät-Werk dieser Jahre, sieht man vom Jobim-Album einmal ab.

Bewertung:  sehr gut
Songs
Follow Me
Sunny
All I Need Is The Girl
Indian Summer
I Like The Sunrise
Yellow Days
Poor Butterfly
Come Back To Me



Aufgenommen Dezember 1967


Produzent

Sonny Burke

Musiker
Duke Ellington
Johnny Hodges
Paul Gonsalves
Harry Carney
Sam Woodyard
Cootie Williams
u.a.


Arrangeur
Billy May