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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
L.A. Is My Lady

Sehr geehrte Damen und Herren: Sinatra nahm diese Platte im April und Mai des Jahres 1984
in New York und Los Angeles auf. Was wohl eine gloriose Wiedervereinigung mit dem Star- produzenten
Quincy Jones hätte werden sollen, erwies sich leider eher als totaler Schlag ins Wasser.

Die Titelnummer des Albums ist zugleich auch der erste Song, den wir zu hören bekommen, wenn wir das Album auflegen. Groß ist sogleich das Erstaunen ob der hier gehörten Synthe- sizerklänge und anderer eher ungewohnter Sounds. Sinatra, der berühmteste Methusalem des Show-Geschäfts, wollte sich offenbar betont jugendlich geben und ließ sich hier vom gewieften Quincy Jones in ein entsprechendes ganz neues musikalisches Kleid hüllen, das dem Sänger aber leider ganz und gar nicht steht - alles in allem einer der seichtesten und auch uninteress- antesten Songs, die Sinatra je eingespielt hat.

Für die restlichen Nummern des Albums kehrt der inzwischen stark bejahrte Barde gottlob wieder zum geschliffenen Big-Band-Sound zurück. Gleichzeitig, meine hochverehrten Damen und Herren, offenbart sich aber auch die große Schwäche dieses Albums und diese Schwäche heißt Sinatra.

Die Songs gehören zwar teils zum Besten, was das American Songbook zu bieten hat und
im Orchester spielen hervorragende Musiker wie etwa George Benson, Ray Brown, Lionel Hampton, Randy und Michael Brecker sowie Jon Faddis und Marcus Miller, jedoch ist schon vom allersten Ton weg unüberhörbar, wie sehr des Sängers Stimme seit dem zuletzt erschien- enen Album
She Shot Me Down gelitten hatte.

Nie zuvor merkte man dem Barden sein Alter deutlicher an als hier. Sinatra klingt über weite Strecken nicht bloß alt, sondern auch müde, ausgebrannt und lustlos, hat oft erkennbare Mühe, die richtigen Töne zu treffen und wirkt ausgelaugt und erschöpft. Gerüchten zufolge hat man sogar die Aufnahmegeschwindigkeit leicht herabgesetzt, um Sinatras Stimme tiefer klingen
zu lassen.

Bei einigen (ganz) wenigen Stücken schlägt sich der Alt-Star zwar recht wacker, aber insge- samt ist seine Darbietung die enttäuschendste seiner Karriere. Nur die Nummern Until The Real Thing Comes Along und After You´ve Gone sind noch einigermaßen erträglich und mit der Ballade How Do You Keep The Music Playing befindet sich sogar ein gelungener Song auf dem Album. Nur hier blitzt stellenweise etwas von der früheren Magie auf, schon nach den ersten von Sinatra nur zu Klavierbegleitung gesungenen Zeilen ahnt man etwas Besonderes, der Sänger ist hier in unvergleichlich besserer Form als bei den übrigen Nummern. Der Song hat eine großart- ige Melodie, einen guten Text und wird von Sinatra mit sehr viel Gefühl vorgetragen. Auch das Arrangement mit seinem Wechsel von Getragenheit und Dramatik ist sehr gelungen. Wie der angegraute Sänger hier bei den langgezogenen Tönen seine Stimme strömen lässt, ist ange- sichts seines hohen Alters in der Tat beeindruckend. Sinatra wusste wohl ganz genau, dass er es hier mit einem grandiosen Song zu tun hatte und bemühte sich ungleich mehr als bei den restlichen Songs, die von ihm scheinbar ohne jegliche emotionale Beteiligung herunter- gesungen werden.

Wie schon erwähnt, ist Sinatras Stimme bei fast allen Songs in wirklich sehr schlechter Verfassung, sodass ausser How Do You Keep The Music Playing kein Song wirklich gefallen kann. Mit Ausnahme dieses einen Titels verdient das Album durch die mangelhafte Leistung
des Sängers - des Sängers, wohlgemerkt, nicht etwa der Band, die Wertung "schlecht".

Die beteiligten Musiker sind in der Tat handverlesen und nie zuvor waren soviele Kapazunder
an der Produktion eines Sinatra-Albums beteiligt - eine wahre Dream-Band, die man hier zusammengestellt hatte:

Bob James - Piano
Randy Kerber - Synthesizer
George Benson - Gitarre
Ray Brown - Bass
Irv Cottler - Schlagzeug
Lionel Hampton - Vibraphon
Michael Brecker - Saxofon
Randy Brecker - Trompete
Lew Soloff - Trompete
Jon Faddis - Trompete
Urbie Green - Posaune
Frank Wess - Saxofon
George Young - Saxofon
u.v.a.

Doch der ganze Star-Auftrieb nutzte nichts angesichts der stimmlichen Verfassung des Alt-Stars: Vor allem der unmittelbare Vergleich der 84er-Version von Stormy Weather mit Sinatras früheren Aufnahmen des Songs legt schonungslos offen, wie viel The Voice von der einstigen Kraft und Ausstrahlung verloren hatte.

Der Song
Mack The Knife etwa, den der Senior ab diesem Zeitpunkt zum fixen Bestandteil seines Konzert-Repertoires machte, gelang ihm im Jahre 1984 so schlecht, dass er ihn 1986 erneut aufnahm. Diese Neu-Aufnahme befindet sich auch auf der CD-Ausgabe des Albums.
Die Original-Version des Songs verschwand im Archiv und wurde nicht einmal im Rahmen
der Complete Reprise Studio Recordings wiederveröffentlicht. Diese Version kann also nur
auf der seinerzeitigen LP-Ausgabe des Albums nachgehört werden.

Live-Aufnahmen der kommenden Jahre beweisen, dass Sinatra später wieder etwas besser
bei Stimme war, aber auf diesem Album ist der Sänger in einer wahrhaft katastrophalen stimmlichen Verfassung - sogar auf dem fast zehn Jahre später entstandenen Album

Duets wirkt seine Stimme zum Teil um einiges kräftiger. L. A. Is My Lady  ist - als das
letzte wirkliche "Solo-Album" des Sängers - also weniger von musikalischem, sondern
vor allem von historischem Interesse.

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hier.

Bewertung: schlecht



Songs
L. A. Is My Lady
The Best Of Everything
How Do You Keep The Music Playing?
Teach Me Tonight
It´s Alright With Me
Mack The Knife
Until The Real Thing Comes Along
Stormy Weather
If I Should Lose You
A Hundred Years From Today
After You´ve Gone


Aufgenommen April/Mai 1984

Produzent
Quincy Jones

Arrangeure
Quincy Jones
Joe Parnello
Torrie Zito
Sam Nestico
Frank Foster