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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Nice ´N´ Easy

Verehrte Damen und Herren, mit diesem Album gelang Sinatra - erneut kongenial unterstützt
von den einfühlsamen Arrangements von Nelson Riddle - einmal mehr ein Meisterwerk. Die Aufnahmen entstanden am ersten, zwoten und dritten März des Jahres 1960, die Titelnummer  Nice ´N´ Easy wurde danach, nämlich am 12. April eingespielt. Diese Mid-Tempo-Nummer hebt sich ganz deutlich von den restlichen, allesamt sehr romantisch gefärbten Stücken des Albums ab. Tatsächlich war die später titelgebende Nummer ursprünglich gar nicht eingeplant und auf den ersten LP-Ausgaben musste The Nearness Of You der Titelnummer weichen.

Mit Ausnahme von Nice `N` Easy wurden alle Songs bereits einmal in der Vergangenheit von Sinatra eingespielt, die hier vorliegenden Versionen übertreffen allerdings öfters die seinerzeitigen Original-Aufnahmen. Ein Kunststück, welches dem Barden beileibe nicht mit allen Neu-Aufnahm- en diverser Songs gelang - eine Tatsache, die ich fast als bekannt voraussetzen möchte. Nice
´N´ Easy sticht aber auch musikalisch aus dem Kontext des Albums hervor: ein sehr relaxter Mid-Tempo-Swinger, der als Eröffnungsnummer die Erwartungshaltung des Publicums etwas unterwandert, meint man nämlich, es würde in dieser Gangart weitergehen, muss der Hörer in Folge zur Kenntnis nehmen, dass er keinesfalls ein weiteres Swing-Album aufgelegt hat, sondern vielmehr einer Kollektion entspannter Balladen lauscht.

Der Sänger agiert hier nicht so trostlos-verzweifelt wie etwa auf dem dunkel-düsteren Balladen- Album
Only The Lonely, was diese Platte denn auch deutlich leichter konsumierbar macht. Auch sehen wir auf dem Cover nicht den verdüsterten und seiner Verzweiflung ausgelieferten Loner, sondern einen entspannten und geradezu fröhlichen Charakter.

Die Songs bestehen fast ausschließlich aus zurecht gerühmten Klassikern des Great American Songbook - I´ve Got  A Crush On You,  Embraceable You
und Someone To Watch Over Me   gehörten bis ganz zuletzt zum Konzertrepertoire des Sängers und sind hier in den wohl gültigsten Versionen zu hören. Die hier gehörten Interpretationen von She´s Funny That Way
und You Go To My Head können, obwohl durchaus exzellent zu nennen, mit den älteren Columbia-Fassungen denn doch nicht so ganz mithalten, sinngemäß darf für Try A Little Tenderness wohl dasselbe gelten.

Die übrigen Nummern jedoch,  wie schon erwähnt, übertreffen die Columbia-Versionen der Stücke, wobei letztlich diese Bewertung jedem einzelnen Hörer selbst überlassen werden muss, ich persönlich kenne beispielsweise immerhin zwei Leute, welche wieder ganz und gar gegen- teiliger Meinung sind. - Wohlan, immerhin hat ein Apfel ja auch zwei Seiten, wie wir alle wissen.

That Old Feeling
ist besonders delikat arrangiert und gewinnt durch das der Melodie unterlegte Saxofon ganz enorm. Dieser Effekt wurde leider viel zu selten angewandt, wie ja die leider äußerst sparsame Verwendung des Saxofons als Solo-Instrument in Sinatras Platteneinspiel- ungen generell als Manko empfunden werden kann. 

Überhaupt wird es wohl kaum einen Sinatra-Begeisterten geben, der sich nicht wenigstens
eine Platte gewünscht hätte, auf der Sinatra anstatt mit großem Orchester mit einem Quartett oder auch Quintett zusammengearbeitet hätte. Zu einigen Zeiten in Sinatras Karriere wurde eine solche Produktion ja auch tatsächlich in Betracht gezogen, so z.B. war Ende der 50er Jahre eine Platte mit der Red-Norvo-Combo im Gespräch, leider wurde aber letztendlich nichts aus dem Projekt. Auch in den frühen 80er Jahren war ein Album in kleiner Besetzung geplant - das Vorhaben wurde ebenfalls aufgegeben.

Die CD-Version von Nice ´N´ Easy bietet auch vier Bonus- Tracks: The Nearness Of You,

welches zugunsten der Titelnummer auf der seinerzeitigen LP-Ausgabe nicht enthalten war, Someone To Watch Over Me, Day In - Day Out sowie zu guter Letzt My One And Only Love. Someone To Watch Over Me und Day In - Day Out datieren von 1954, während My One And
Only Love
gar aus dem Jahre 1953 stammt. Je nach Ansichtssache zerstören Bonus-Tracks
den ursprünglichen Ablauf eines Albums oder aber werden als willkommene Dreingabe begrüßt
- hier jedenfalls wurden sie an das Original-Programm der Platte "angehängt" und können so
von Puristen bei der Wiedergabe leicht weggelassen werden, wiewohl man im Falle von The Nearness Of You wohl eher davon Abstand nehmen sollte - immerhin war dieser Song ursprünglich für die Platte aufgenommen worden.

Fazit: Ein höchst gelungenes Album für fast alle Gelegenheiten mit einigen der schönsten Standards des Great American Songbook in großartigen Interpretationen, die - so oft diese Songs auch schon von anderen Künstlern aufgenommen worden sind - kaum zu übertreffen
sind. Meine Damen und Herren, ich kann Ihnen dieses Album mit bestem, nein allerbestem
Gewissen empfehlen.

Bewertung:   hervorragend
Songs
Nice ´N´ Easy
That Old Feeling
How Deep Is The Ocean
I´ve Got A Crush On You
You Go To My Head
Fools Rush In
Nevertheless
She´s Funny That Way
Try A Little Tenderness
Embraceable You
Mam´selle
Dream
The Nearness Of You
Someone To Watch Over Me
Day In - Day Out
My One And Only Love



Aufgenommen
März / April 1960


Produzent
Dave Cavanaugh

Arrangeur
Nelson Riddle