SINATRA: Sammlereditionen

Diese Box bietet auf 20 CDs das Gesamtwerk von Sinatras Studio- Schaffen für das Label Reprise aus den Jahren 1961-88. Enthalten sind sämtliche Studioalben sowie zusätzlich noch etwa 80 Titel, welche zuvor noch nie auf CD veröffentlicht wurden bzw. zuvor über- haupt noch nie veröffentlicht wurden, darunter viele Single- Aufnahm- en, Titel aus Gemeinschaftsproduktionen mit anderen Künstlern sowie einige Alternativ-Versionen von bekannten Nummern. Die Reihenfolge der Songs ist eine chronologische, das heißt also,
dass der Original-Ablauf der Studioalben nicht eingehalten wurde,
was sich freilich fallweise als ausgesprochen unerquicklich erweist,
insbesondere bei Alben mit inhaltlich vorgegebener Songabfolge, wie

etwa Watertown oder A Man Alone. Ebenso verloren gingen dabei auch die Original-Cover der Alben, welche auf recht kleine Abbildungen im beiliegenden Booklet reduziert wurden. Wer meint, auf den Originalablauf der Platten verzichten zu können, ist mit dieser Mammut-Box zweifelsohne sehr gut bedient, bekommt man hier doch das gesamte Reprise-Material gleich auf einen Schlag. Alle anderen Fans, die schon die Original-Platten im Schrank haben, werden sich die Ausgabe wohl wegen der darauf enthaltenen Raritäten zulegen wollen. Ich persönlich hätte eine Zusammenstellung der Original-CDs zusammen mit einigen Extra-Raritäten-CDs vorgezogen und halte die hier vorgenommene chronologische Reihung der Titel nicht unbedingt für eine sehr glückliche Idee. Die Erstausgabe dieser Zusammenstellung erschien übrigens in einem Lederkoffer und war um vieles kostspieliger als die später herausgebrachte normale Karton-Box-Version. Beide Versionen wurden inzwischen leider aus dem Katalog gestrichen.

Diese Ausgabe versammelt alle 16 bahnbrechenden Concept-Alben, die Sinatra während seiner Zeit bei der Plattenfirma Capitol Records in den Jahren 1953 bis 1961 eingespielt hatte. Zusätzlich enthält diese Box auch noch das Album Tone Poems Of Color, eine Instrumental-Platte, bei welcher Sinatra die Rolle des Dirigenten übernam. Die einzelnen CDs sind jeweils durch eine unterschiedliche Zahl von Bonus-Tracks ergänzt, welche manchmal auch recht gut zum jeweiligen Konzept des Albums passen, in den meisten Fällen aber doch eher störend auf den ursprünglich- en Verlauf der Platten wirken. Aber immerhin läßt sich der CD-Player ja entsprechend programm- ieren. Bei den Bonus-Titeln handelt es sich in den allermeisten Fällen um Single-Aufnahmen, die inzwischen auch auf der 4-CD-Zusammenstellung The Complete Capitol Singles Collection erhält- lich sind - Diese Kompilation stellt eine ideale Ergänzung zur Concepts-Box dar. Concepts besticht durch eine besonders wertige Aufmachung und ein ganz hervorragendes Booklet.

Sinatra-The Capitol Years
Diese 21-CD-Box bietet sich als Alternative zu Concepts an. Sie ist einerseits günstiger als Concepts, bietet andererseits sogar noch mehr an Musik. Darüber hinaus hat sie auch den Vorteil, dass die einzelnen CDs wie die seinerzeitigen Original-LP-Ausgaben aufgemacht wurden und somit die zumeist lästigen und deplacierten Bonus-Tracks wegfallen. Das heißt allerdings nicht, dass sie in dieser Zusammenstellung nicht enthalten wären, sie befinden sich auf den einzelnen CDs This Is Sinatra, This Is Sinatra Vol. 2, Look To Your Heart,
All The Way und Sinatra Sings Of Love And Things, welche seinerzeit als Single- Kompilationen zwischen den einzelnen Konzept-Alben erschienen. Jene Bonus-Titel, die auch auf diesen CDs nicht enthalten sind, wurden hier auf einer Extra-CD, betitelt The Rare Sinatra, versammelt. Zudem soll diese Edition hinsichtlich der Tonqualität der Concepts-Box noch überlegen sein. Allerdings bietet die 21-CD-Box auch drei Nachteile: Nicht enthalten sind hier - aus welchen Gründen auch immer - das Instrumental-Album Tone Poems Of Color sowie A Jolly Christmas, welche aber beide sehr wohl in der Concepts-Box zu finden sind. Zudem ist das Booklet um ein Vielfaches dürftiger als jenes der Concepts- Box.

The Reprise Years
37 Kompakt-Disks nebst einer Digital Versatile Disc

Verehrte Damen und Herren, unten stehend einige Details zum Ende November 2010 veröffentlich- ten Box-Set, welches in der Tat in seiner Aufmachung gehobeneren ästhetischen Ansprüchen durchaus zu genügen scheint. Tatsächlich besteht äußerlich betrachtet große Ähnlichkeit zur 21-CD-Capitol-Box, welche vor Jahren in den Handel gebracht wurde und welche bei mir den inoffiziellen Beinamen „Schuhkarton“ trägt. Im Falle dieser Box mit Aufnahmen aus der Reprise- Phase scheint die Fertigungsqualität noch höher zu sein.

Ein Schmuckstück, welches sich wohl vor allem an den bedingungslosen Sammler richtet, dem es nicht nur um die Musik, sondern auch um die Ausstattung zu tun ist. Das Material ist dem Sammler freilich bekannt, er hat es - teils auch in mehrfacher Ausführung - bereits im Regal lehnen. Wer sich erst kürzlich für den Barden zu interessiern begann, wird bestens bedient, wenngleich der Kauf kein geringes Loch im Geldsäckel hinterläßt.

Die Box beinhaltet die fünfundreißig Studio-Alben, welche Sinatra für das Label Reprise in den Jahren 1960-1984 einspielte sowie eine DVD mit folgenden drei TV-Shows aus den 60er Jahren:

A Man And His Music – Part I
A Man And His Music – Part II
A Man And His Music + Ella + Jobim

Diese Digital Versatile Disc soll im Laufe des Jahres 2011 auch seperat erscheinen. Die Disks sind in klappbare Paper-Sleeves gelagert, welche auf Vorder- und Rückseite das Original-Album- Artwork tragen, zum weiteren Lieferumfang der Box gehört auch ein Buch mit Informationen zu den jeweiligen Alben. Bei einzelnen Alben gingen fallweise Bonus-Titel früherer CD-Ausgaben zugunsten einer originalgetreuen Präsentation verloren, so etwa im Falle von All Alone.

Songs im Vergleich:

Theme From
"New York, New York"
19. Sept. 1979 (Reprise)
6. Juli 1993 (Capitol)

Der Song war ein absoluter Glückstreffer für Sinatra und
hat ihn zu Beginn der 80er Jahre wieder richtig populär gemacht und ihm sogar einen neuen, jüngeren Zuhörerkreis verschafft. In den Hitparaden kam der Song zwar nicht besonders weit nach vorn,
aber er wurde von fast allen Radiostationen sehr gern gespielt – und wird es heute noch.

Ich zumindest werde dieser Nummer nie überdrüssig werden, schon die ersten Schläge auf das Becken zu Beginn des wahrhaft fantast- ischen Arrangements versetzen den Hörer in gehobene Stimm- ung. Sinatra ist bei dem Song nach langen Jahren noch ein- mal groß in Form und lässt
den Hörer kurzfristig all die vielen eher überflüssigen Songs, die er nach dem Comeback in den 70er Jahren eingespielt hat, vergessen.
Eine herrliche Nummer, wie
sie den allermeisten Künstlern höchstens ein, zwei Mal in ihrer Karriere über den Weg läuft und Sinatra hat die Gelegenheit beim Schopf gepackt – ein echter Lichtblick im oft trüben Gewässer der Post-Retirement- Phase.

Anders als bei Strangers In The Night oder My Way hat man hier bei Live-Aufnahmen nicht das Gefühl, Sinatra war des Songs eigentlich schon über- drüssig und sang ihn nur mehr dem Publikum zuliebe. Mir scheint bei diesem Song hat er auf der Bühne wirklich jedesmal gegeben, was noch in ihm drin steckte, ja auch noch bei den späten Konzerten der 90er Jahre, wo naturgemäß leider nicht mehr all zu viel in ihm steckte. Auf Strangers In The Night und My Way hat er in Konzerten mitunter sogar verzichtet, aber New York, New York war ein Fixpunkt seines Konzertrepertoires. Sinatra dürfte nach 1979 nicht viele Konzerte gegeben hat, in denen der Song nicht mit dabei war.

Als Studio-Aufnahme dürfte die Trilogy-Version nur wenig zu überbieten sein, es gibt auch noch eine ganze Reihe oft sehr packender Live-Aufnahmen, zu hören auf etlichen der jüngst erschienenen Warner-DVDs. Eine weitere offizielle Live- Aufnahme ist auf dem Album 80th Live zu hören.

Die 93er- Studio-Aufnahme,
die für das Album Duets mit
der Stimme von Tony Bennett gemischt wurde, fällt im Ver- gleich zur 79er-Version sehr stark ab, was auch weiter nicht wirklich verwunderlich ist. Hier wirkt Sinatra bereits schwach und schwer gezeichnet – dieses „Duell“, wenn man es
so nennen wollte, gewinnt Tony Bennett. Dieses Duett hört sich in der Tat an wie eine Art „Hof- übergabe“ des Chairman-Titels an Bennett, der sich spätest- ens zu diesem Zeitpunkt als der einzig in Betracht zu ziehende Nachfolger profilierte. Der Ausgang dieses Kräfte- Messens ist auch kaum verwunderlich, Bennett war damals Mitte Sechzig und voll in Fahrt, Sinatra hingegen war bereits Ende Siebzig und fast am Ende seines Weges angelangt.

Songs By Sinatra

Everybody´s Twistin´
27. Februar 1962 (Reprise)

Everybody´s Twistin´ ist eine nicht üble Party-Nummer, aber sie passt eigentlich doch nicht sehr zu Sinatra. Sinatra war ein großartiger Balladeninterpret und ein grandioser Swinger, aber keinesfalls war er ein „Shouter“. Deswegen hat er auch vom Rock´N´Roll oder Rhythmn´N´ Blues weitestgeh- end die Finger gelassen. Auf diesem Feld war für ihn nur wenig zu holen, für diese Art von Musik hatte er eindeutig
die falsche Stimme.

Hätte Sinatra ausschließlich Nummern wie Everybody´s Twistin´ aufgenommen, niemand wäre je auf den Gedanken gekommen, ihn
als DEN Sänger des 20. Jahrhunderts zu bezeichnen. All die Vorzüge Sinatras, die ihn groß gemacht haben, werden ihm von dieser Nummer schlicht nicht abverlangt, daher ist die ganze Sache auch ziemlich Sinatra-untypisch.

Das Lied hebt sich nicht wesentlich von jenen Nummern ab, die Sinatra am Ende seiner Columbia-Zeit öfters gezwung- en war, zu singen, wie etwa Bim Bam Baby. Damals hat
er eine ganze Reihe solcher „Novelty“-Songs zurückgewies- en, was dann ja auch einer der Gründe war, warum man seinen Vertrag bei Columbia nicht verlängert hat. Seltsam, dass er später bei Reprise eine ganze Reihe von eher fragwürd- igen Songs, die er seinerzeit mit Sicherheit abgelehnt hätte, plötzlich freiwillig gesungen hat.

Der Prinzipal spricht:

Wertes Publicum, meine Damen und Herren - ich möchte Sie an dieser Stelle - nicht nur, aber vor allem - weil hier etwas freier Platz zur Verfügung steht, allesamt nochmals herzlich einladen, sich auch in meinem Gäste- buch mit einem Eintrag zu ver- ewigen. In der Tat wurde von dieser Möglichkeit in der Ver- gangenheit seit Einführung derselben wenig, beziehungs- weise so gut wie überhaupt kein Gebrauch gemacht.

Je nun: Umso härter trifft dieser Umstand mich, Ihren Prinzipal. In diesem Sinne - ermannen Sie sich und hinterlassen Sie in meinem Gästebuch ein kurzes Gruß- wort oder was immer Sie für angezeigt halten. GÄSTEBUCH