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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Weitere empfehlenswerte Sampler

In Ergänzung der Einzel-Besprechungen diverser Sampler (zu finden unter "Diskografie") erlaube ich mir, Ihnen hierorts einige weitere Vertreter dieser Spezies vorstellen. Meine sehr geehrten Damen und Herren: Nicht jeder Hörer möchte sich gleich am Beginn die Sammler- Editionen mit den Complete Recordings aus Sinatras unterschiedlichen Schaffensperioden zulegen. Es gibt unzählige Zusammenstellungen von Sinatra-Songs von den unterschiedlich- sten Plattenfirmen. Vor allem von Sinatras Frühwerk gibt es eine geradezu verwirrende Fülle von Kompilationen, zumeist unautorisiert und in eher schlechter Tonqualität.

Hier, meine sehr geehrten Leserinnen und Leser, sehen Sie eine Liste von Kompilationen aus den verschiedenen Phasen von Sinatras Karriere, welche allesamt für einen Einstieg gut geeignet sind. Die hier vorgestellten Sampler wurden von den Firmen Columbia, Capitol und Reprise veröffentlicht, also den Plattenfirmen, bei denen Sinatra im Laufe seiner Karriere beschäftigt war. Meine sehr geehrten Damen und Herren, Ihnen allen ist die Problematik, welche Samplern ganz allgemein innezuwohnen pflegt, nur zu gut bekannt: Das Augenmerk der Plattenfirma ist vordergründig auf die Attraktivität des Produktes gerichtet - die Qualität hingegen wird oft und gern stiefmütterlich vernachlässigt und zwar zugunsten der einer Allgemeinheit bekannten Hits, welche oft genug und selbstverständlich nicht zum Besten gehören, was ein Künstler im Laufe seiner Karriere hervorgebracht hat. Wertes Publicum: Seien Sie von vorneherein misstrauisch wenn ein Sampler großspurig "das Beste" oder die "Greatest Hits" verspricht. Sampler mögen den Einstieg in die musikalische Welt eines Künstlers erleichtern, aber seien Sie sich immer der Gefahr bewusst, dass auf Kompilationen meist nur die Gassenhauer zu finden sind, während die wirkliche Qualität eines Künstlers sich stets über die regulären Studio-Alben definiert. Nichts trotz Desto kann man mit folgenden Samplern ganz gut leben:
The Best Of The Columbia Years
Auf insgesamt vier CDs findet man hier gewissermaßen die Quintessenz von Sinatras Früh- werk, entstanden in den Jahren 1943-1952 für das Label Columbia-Records. Eine in der Tat außerordentlich empfehlenswerte Zusammenstellung für Hörer, welche sich nur einen ersten Eindruck von Sinatras Schaffen in seiner frühen Periode verschaffen möchten und vor dem Kauf der weit kostspieligeren 12-CD- Box mit den kompletten Aufnahmen dieser Zeit einstweilen vielleicht noch zurückscheuen.

Gewiss wird sich jeder Käufer dieser Zusammenstellung früher oder später nicht mehr mit dieser abgespeckten Version der Complete Recordings zufriedengeben und sich später auch die 12-CD-Box zulegen, sodass es ohnehin die bessere Wahl wäre, gleich zu den Complete Recordings zu greifen. Hier finden Sie Informationen zu den Complete Columbia Recordings:

Complete Columbia Recordings - Ein Überblick

Complete Columbia Recordings - 12 CDs im Detail
The Capitol Years
Diese kleine 3-CD-Box bietet eine gute Zusammenfassung von Sinatras bahnbrechendem Wirken für das Label Capitol Records in den Jahren 1953-1961. Ingesamt fünfundsiebenzig Songs, zum Teil Tracks aus den grandiosen Concept-Alben, zum Teil Single-Einspielungen dieser Jahre wurden hier zu einem recht kulanten Preis versammelt. Auch die eine oder andere unveröffentlichte Perle ist hier erstmals zu hören, wie z.B. ein Probemitschnitt der Ballade

One For My Baby, nur von Bill Miller am Piano begleitet.Die Capitol-Periode wird ja von den allermeisten Musikkritikern als die künstlerisch bei weitem fruchtbarste Phase von Sinatra bezeichnet und diese Kompilation macht sicher Lust, sich auch das eine oder andere Original-Concept-Album anzuschaffen.
Sinatra 80th - All The Best
Anlässlich des 80. Geburtstages des Sängers erschien diese Kompilation 1995 und ist ein weiterer, wenn auch nicht ganz so umfassender Überblick über die großen Capitol-Jahre. Vierzig Songs immerhin dokumentieren auch hier die Jahre 1953-1961. Diese Doppel-CD eignet sich gut für jene Musikfreunde, die bisher aus dieser Zeit noch keine Aufnahmen von  Sinatra besitzen und sich zunächst nur einen allgemeinen Überblick verschaffen wollen. Besser bedient ist man zweifelsohne mit der oben angeführten 3-CD-Box.
The Complete Capitol Singles Collection
Parallel zu seinen Concept-Alben, deren Songs thematisch miteinander verbunden waren, nahm Sinatra während seiner Zeit bei Capitol-Records 1953-61 auch eine große Zahl von Singles auf. Auf vier CDs sind sie hier erstmals komplett versammelt. Diese Zusammenstell- ung, die auch durch ein sehr informatives Booklet glänzt, eignet sich sowohl für den Einstieg als auch als ideale Ergänzung zu den Concept-Alben. Die Songs sind naturgemäß teils leichtgewichtiger als die Stücke auf den Capitol-Concept-Alben, aber nichts desto Trotz ebenfalls sehr, sehr hörenswert.
The Reprise Collection
Auf vier CDs erhält der Käufer hier eine Retrospektive der Jahre 1961-1986, in denen der Sänger bei dem Label Reprise Records tätig war. Einundachtzig Songs, darunter auch acht bisher unveröffentlichte Titel, bietet diese sehr empfehlenswerte Zusammenstellung. Der nur durchschnittlich interessierte Sinatra-Hörer ist mit dieser Kompilation bestens bedient und bedarf eigentlich keiner weiteren Reprise-Studio-Alben mit Ausnahme vielleicht von einer knappen Handvoll Platten wie Trilogy, Moonlight Sinatra oder September Of My Years. Auf dieser den Zeitraum von fünfundzwanzig Jahren umfassenden Werkschau wird dem Hörer der fortschreitende stimmliche Abbau des Sängers auf besonders schöne Weise vor Ohren geführt. Vor allem bei jenen Aufnahmen, die nach 1970 entstanden sind, wird einem sofort klar, dass die großen Jahre unwiderruflich der Vergangenheit angehörten. Daran vermochte auch ein letztes Aufbäumen mit dem 1979 entstandenen Hit Theme From New York,  New York nichts mehr zu ändern. Bezeichnenderweise entnahm man die hier zu hörende Version von Mack The Knife nicht dem desaströsen L.A. Is My Lady-Album, sondern griff auf eine Neuaufnahme aus dem Jahre 1986 zurück, die der mehr als lauen Originalaufnahme einiges voraus hat. Diese vier CDs bieten eigentlich alles Essentielle der Reprise-Phase, es gibt keinen Grund, mit Ausnahme oben genannter drei Alben mehr aus diesen Jahren im Schrank zu haben, zumindest wenn man kein ausgesprochener Sammler von Sinatras Schallplatten ist.
A Man And His Music
Eine erstmals 1965 erschienene Kollektion von bisher erschienenem Reprise- Material plus Neuaufnahmen von Songs aus der Zeit davor. Fast alles wurde zuvor schon in der Capitol- Phase um einiges besser aufgenommen und findet sich auch auf den entsprechenden Samplern dieser Jahre. Nähere Informationen zu dieser Doppel-CD finden Sie
hier.
New York New York
Nach wie vor scheint es vor allem dieser Sampler zu sein, der die meisten Hörer an das Thema Sinatra heranführt. Bei vielen deklarierten Sinatra-Fans begann alles mit dem Kauf dieser Zusammenstellung, die nunmehr auf CD in einer aktualisierten und zudem erheblich verlängerten Version erhältlich ist.Tatsächlich sind auch die meisten von Sinatras großen kommerziellen Erfolgen hier zu finden: Somethin´ Stupid, For Once In My Life oder My Way und Strangers In The Night sowie selbstverständlich die Titelnummer. Diese Zusammen- stellung beleuchtet etwas zu einseitig den "Hitparaden-Stürmer" Sinatra und weniger den Künstler Sinatra. Wer sich eher dem Letzteren verbunden fühlt, wird aber diese Zusammen- stellung eher meiden und auf die Sampler der Capitol-Zeit zurückgreifen. Sinatra war näm- lich weit mehr, als sich aus diesem Reprise-Sampler ableiten lässt. Mehr zu diesem Sampler lesen Sie
hier.
My Way - The Best Of Frank Sinatra
Diese Doppel-CD beinhaltet sechsundvierzig Titel, die Sinatra während der Reprise-Phase seiner Karriere in den Jahren 1961-1986 aufgenommen hat. Diese Zusammenstellung ist durchaus gelungen und der im Grunde nur gelegentlich Sinatra-hörende Musikfreund ist mit dieser Kompilation tatsächlich wohlversorgt. Es gibt auch eine abgespeckte Version auf einer Einzel-CD, allerdings ist die Doppel-CD-Version die deutlich bessere Alternative. Alles, was der New York New York-Sampler bietet, finden wir auch hier, zusätzlich noch eine ganze Reihe von guten Songs, die den Preis für die Doppel-CD in der Tat mehr als rechtfertigen. Rein vom Preis/Leistungs-Verhältnis her ist dies die wohl definitive Reprise-Auslese. Auch hier kann der Hörer den Verschleiß von Sinatras Stimme anschaulich nachvollziehen.
Romance
Diese als Doppel-CD erschienene Zusammenstellung von fünfzig Songs aus der Reprise- Phase bietet ausnahmsweise einmal nicht nur die Allerwelt-Hits, sondern versammelt Stücke, die vielleicht nicht so bekannt sind, aber dafür Sinatras Können oft sehr viel anschaulicher vermitteln als so plump-plakative Songs wie etwa My Way oder L.A. Is My Lady. Auf den Hit Strangers In The Night muss man aber auch hier nicht verzichten. Das Material stammt zum überwiegenden Teil aus den frühen 60er Jahren, aus einer Zeit also, in der des Barden Stimme noch weitgehend in bester Verfassung war.  













Collection

Einen durchaus gelungenen Einstieg in die Capitol-Phase (1953-62) des Sängers bekommt man auf dieser Einzel-CD, die sich hervorragend für jene Hörer eignet, die zum ersten Mal ein wenig Capitol-Luft schnuppern möchten, ohne sich dabei finanziell übermäßig zu belasten. Diese CD bietet eine sehr gute Songauswahl, die sicherlich bei jedem Käufer ein größeres Interesse an dieser künstlerisch sicherlich anspruchsvollsten Periode in Sinatras Schaffen nach sich ziehen wird.












The Essential Sinatra With The Tommy Dorsey Orchestra
Dieses offizielle Doppel-CD-Set kann allen Hörern empfohlen werden, welche sich einen Überblick über das Schaffen des Barden mit Tommy Dorsey (1940-42) verschaffen möchten. Mit vierundvierzig Songs enthält diese Veröffentlichung nahezu die Hälfte aller Sinatra-Dorsey- Titel. Die Aufnahmen wurden tontechnisch sorgfältig nachbearbeitet und sind im Jahre 2005 auf RCA/BMG erschienen. Meine sehr geehrten Damen und Herren: Absolut ersprießlich!
Nothing But The Best
Dieser anno 2008 veröffentlichte Sampler bietet einmal mehr einen - freilich ungenügenden -
Einblick in das Schaffen des Barden für das Label Reprise. Die Aufnahmen wurden für diese
Veröffentlichung tontechnisch überarbeitet - nicht zu jedermanns Freude, wie angemerkt werden muss. Als zusätzlichen Kaufanreiz enthält dieser Tonträger erstmals die 1984 entstandene Aufnahme von Body And Soul, unterlegt mit einem neu eingespielten Orchestral-Track. Nähere Informationen finden Sie
hier.
A Voice In Time 1939-52
Diese 4-CD-Box ist zur Zeit die erste Wahl, will man sich mit den Arbeiten des jungen
Sinatra vertraut machen. Die Ausstattung ist ausgesprochen ansprechend, just so wie man es von Columbia-Wiederveröffentlichung gewohnt ist. Ein reich bebildertes 120-Seiten-Buch rundet diese Veröffentlichung ab. Hier haben wir es mit einer ganzen Kiste der allerschönst- en musikalischen Perlen zu tun - in der Tat spannt sich der Bogen von den ganz frühen Aufnahmen, die Sinatra noch als Sänger der Bands von
Harry James und Tommy Dorsey präsentieren, bis zu den letzten Aufnahmen für das Label Columbia anno 1952. Letzere Aufnahmen zeigen Sinatra bereits in ähnlich gereifter Form wie die später entstandenen Aufnahmen für Capitol - die frühen Aufnahmen der 40er-Jahre präsentieren uns dagegen
den jugendlich-romantischen Sinatra, welcher meiner Ansicht nach gerade aufgrund seiner verhältnismäßigen Jugend die vorwiegend romantischen Love-Songs besonders glaubwürdig intoniert. Hier finden wir den juvenilen Überschwang, welcher später naturgemäß einer abgeklärteren Art der Interpretation weichen musste.
 
Songs by Sinatra:

The Game Is Over
2. November 1970 (Reprise)

Diese Aufnahme entstand am 2.November des Jahres 1970
in Hollywood, der Song wurde von dem populären Country- Pop-Sänger John Denver geschrieben und von Don Costa arrangiert. Der Titel
blieb meines Wissens nach seinerzeit unveröffentlicht
und ist heutigentags auf der  20-CD-Edition The Complete Reprise Studio Recordings nachzuhören.

So weit mir bekannt, kam Sinatra im Weiteren nie wieder auf den Song zurück. John Denver selbst hat den Song ebenfalls aufgenommen,
seine Version kann auf der
CD „Forever, John“ gehört werden, einer CD, die Songs der Jahre 1969-1980 enthält.

Wenn diesem Song innerhalb des Sinatra´schem Werkes auch nur ein Deut von Besonderheit zukommt,
so liegt es alleiniglich am Aufnahmedatum. Nur die Tatsache, dass es sich um
die letzte Aufnahme vor dem Retirement handelt, verdient unser Ohrenmerk.

Dennoch, obwohl es sich
also ohne Zweifel nur um ein Durchschnitts-Lied handelt, welches dem geneigten Hörer, der huldvoll Hörenden vorne rein und hinten raus geht: Sinatra hat um diese Zeit herum, namentlich in den Jahren von etwa 1966 bis weit in die Siebziger Jahre hinein, durchaus schlechtere Songs aufgenommen. Ich verzichte darauf, hier diverse Beispiele anzubringen, Sie alle, die Sie Sinatras Werk mehr oder weniger im Detail kennen, ahnen alle um welche Songs es sich dabei handelt. Wohl an, zum Thema zurück: Don Costa arrangierte The Game
Is
Over für seine Verhältnisse sehr sparsam, eigentlich schon geradewegs spartanisch. Was ein Ernie Freeman an diesem Song verbrochen hätte, wage ich mir jedenfalls nicht auszumalen...  

Der melancholisch-resignative Grund ton des Songs kommt dem Hörer, dem derlei gefällt, ebenso zustatten - - potz Tausend: Trotzdem will sich nicht die rechte und tiefer- gehende Satisfaktion beim Hören einstellen, tatsächlich empfindet man immer dräng- ender den Mangel einer gewissen Spannung, der Eindruck eines sanft dahin- rieselnden Schnürl-Regens stellt sich nur allzu bald ein.

Erschwerend kommt noch hinzu, dass Sinatras Stimme sich (anders als ihr Halter)
sich offenbar schon vorzeitig ins Retirement verabschiedet hat: Es gibt Stellen, deren zwo oder drei, um ungenau zu sein, die eindeutig verständlich machen, warum Sinatra´s Rückzug aus dem Geschäft damals in der Tat das Gebot der Stunde war.

 
Songs by Sinatra:

I Had The Craziest Dream
17. Juli 1979 (Reprise)

Ein ausnahmsweise erfreulicher Anlass, um das Thema „Sinatra im Alter“ zu diskutieren. In der Tat handelt es sich bei gegenständlichem Song um einen der so rar gesäten Lichtblicke im Post- Retirement-Schaffen (1973
bis 1993) des Barden.

Schon die unnachahmliche melancholische Grandezza, mit welcher sich die Orchest- ereinleitung ins Ohr der teuren Hörerin, des werten Hörers schmiegt, sucht nämlich auch im Sinatra´schen Schaffen früherer Jahrzehnte seines- gleichen – dank der wunderbar- en Trompete eine der bestrick- endsten Instrumentaleinleit- ungen einer Sinatra-Aufnahme überhaupt, wahrlich groß- meysterlich und unserer
vollen Bewunderung allemal wert und würdig!


Billy May, sonst eher für fulminante  Swing-Arrange- ments bekannt, beweist eindrucksvollst und aufs Nachdrücklichste, dass seine Fähigkeiten sich beiliebe nicht nur auf das Schreiben von hochexplosiven Swing-Charts beschränkten. Weitere Beispiele seiner Qualitäten als Balladenarrangeur finden wir – am Rande bemerkt - auch dem klassischen Capitol-Album Come Fly With Me aus dem Jahre 1957.

I Had The Craziest Dream, erschienen auf dem Album Trilogy, verströmt eine wunderbar verträumte Melancholie und weckt deutliche Assoziationen zu Sinatras Frühwerk mit der Band von Tommy Dorsey, ganz speziell natürlich die Verwendung des Hintergrund- chores, welcher viele der besten Erinnerungen an diese Periode von Sinatras langer Karriere wiederaufleben lässt. „The Pied Pipers Revisited“ gewissermaßen – hochgradig erquickend. Eine durchaus gelungene und sehr willkomm- ene Rückbesinnung auf die „gute alte“ Tanzorchester- Tradition also, instrumental
zu einhundertelfundneunzig Prozent überzeugend.


Nun zu Sinatra selbst: Der Senior – wiewohl besser bei Stimme als in den letzten Jahren zuvor – klingt so, wie es seinem Alter zukommt, nämlich alt. Er klingt in der
Tat älter als etwa 1973 oder 1977, gleichzeitig aber gelang es ihm anno 1979, sich aus der schrecklichen Talsohle, in welcher sich seine Stimme in den Jahren seit seinem Come- back dauerhaft befand, wieder etwas herauszuarbeiten, seine Stimme klingt zwar nunmehr noch älter, ist aber gleichzeitig zumindest weitgehend frei von gesanglichen Unsicherheiten und Weinerlichkeiten, welche seine bisherigen Post- Retirment-Arbeiten kennzeich- neten und ist in Summe in besserer Form als in den ersten Jahren nach dem Comeback.


Der Barde erbringt also eine in Anbetracht seiner hohen Jahre respektable Leistung, wobei er in unserer Beurteilung natur- gemäß sehr, sehr von dem Umstand profitiert, dass er diesen Song zuvor noch nicht aufgenommen hatte, er sich also im Falle von I Had The Craziest Dream keine Ver- gleiche mit sich selbst in jüngeren Jahren gefallen zu lassen braucht. Sinatras Alters-Leistung ist hier also durchaus akzeptabel, wenn ich den Song als einen der besten der wenigen guten der Spät- Phase ansehe, so aber doch – ich betone das - hauptsächlich wegen der Instrumental- Leistung sowie des hervor- ragenden Arrangements und des gefühlvollen Songs an sich.
 
Songs By Sinatra:

Melancholy Mood
13. Juli 1939 (RCA)

Sinatras Gesang ist in etwa derselbe, wie wir ihn von den späteren Aufnahmen mit Tommy Dorsey kennen, er stand also im wahrsten Sinne des Wortes noch ganz am Anfang seiner Karriere und dementsprechend befand sich sein unverwechselbarer Stil noch in sozusagen embryonal- em Zustand. Ich wage nicht zu beurteilen, ob aus Sinatras Gesang bei dieser Aufnahme schon auf die Großartigkeit seines späteren Schaffens zu schließen sei, auf jeden Fall aber macht er seine Sache nicht schlecht. Der Song selber glänzt mit einer guten Melodie und einem ebensolchen Text.

Was diese Nummer aber wirklich einzigartig macht, ist nicht Sinatra, sondern die Instrumentalarbeit von Harry James. Die erdigen Blues- Töne, die er seiner Trompete entlockt, sind schlicht sagen- haft. James bringt es fertig, seinem Instrument den Klang einer klagenden menschlichen Stimme zu verleihen - ganz in der Tradition etwa eines Cootie Williams.

Fazit: ein historisch sehr bedeutsamer Song, ein wunderbarer Song und ein gelungener Einstand des jungen Sinatra. Die besondere Güte des Songs ist zu drei Vierteln auf die Harry-James- Band und hier vor allem auf
den Leader zurückzuführen. Das restliche Viertel ist der Verdienst von Sinatra, der schon 1939 sehr überzeugend agierte.

Viele Songs seiner Früh-Phase hat Sinatra später noch einmal aufgenommen, teils unnötiger- weise, weil er sich dabei nicht zu übertreffen vermochte. Auf die Nummer Melancholy Mood wurde dabei leider vergessen, dabei wäre gerade von diesem Song eine Neu-Aufnahme sich- erlich interessant gewesen.