“Music is your own experience, your thoughts, your wisdom. If you don’t live it, it won’t come out of your horn. They teach you there’s a boundary line to music. But, man, there’s no boundary line to art.”
Charlie Parker
“I never thought that the music called “jazz” was ever meant to reach just a small group of people, or become a museum thing locked under glass like all the other dead things that were once considered artistic.”
Miles Davis
 
Stacey Kent

Sängerin, geboren ca. 1966

Meine sehr verehrten Damen und Herren, die Sie auch dem Vokal-Jazz zugeneigt sind: Es
ist durchaus sehr wahrscheinlich, dass Sie in letzter Zeit beim Durchblättern einschlägiger Musik-Magazine (aber auch Zeitschriften anderer Art) häufiger dem Namen Stacey Kent begegnet sind. Seit ihrem Debut anno 1997 nämlich stieg ihr Stern langsam, aber stetig von Jahr zu Jahr, jüngst erreichte die Popularität der Sängerin im Zuge der Veröffentlichung ihres Albums Raconte-moi... einen vorläufigen Höhepunkt. Mit großer Freude, ja: hochbefriedigt stellt man fest, dass es Frau Kent nunmehr also doch gelingt, endgültig aus dem Schatten derzeit ebenfalls hoch im Kurs stehender Kolleginnen wie Jane Monheit oder
Diana Krall zu treten.

Stacey Kent erblickte das Licht der Welt an einem 27. März, soviel zumindest darf als gesich- ert gelten, jedoch gehen die Meinungen, was ihr Geburtsjahr betrifft, recht weit auseinander: mitunter wird 1968 genannt, häufig auch 1966 - eine Quelle will nun gar das Jahr 1965 als Geburtsjahr der Sängerin genannt wissen. Auch das Jahr 1969 scheint hie und da auf. Meine hochgeehrten Damen und Herren, ich kann Ihnen - so gerne es mir auch leid tut - nichts genau- eres vermelden. Ich selbst halte nach tage- oder besser gesagt wochenlangem Nachsinnen und eingehend-vergleichendem Studium diverser photographischer Abbildungen sowie auch video- graphischer Aufzeichnungen das Geburtsjahr 1965 für das mit Abstand allerwahrscheinlichste - dies allerdings - und darauf möchte ich mit Nachdruck verweisen - ist eine ganz persönliche Schlussfolgerung, welche freilich keinerlei offiziellen Charakter haben kann. Ich bitte Sie also, mich hinsichtlich des Geburtsjahres von Frau Kent nicht zu zitieren bzw. wenn schon, dann bitte mit dem Zusatz, dass es sich um eine Mutmaßung meinerseits handelt.

Zumindest der Ort ihrer Geburt ist weniger geheimnisumwittert: South Orange, New Jersey.
Somit herrscht jedenfalls hinsichtlich Ihrer Nationalität Klarheit: Stacey Kent ist gebürtige Amerikanerin. Ihr Herr Vater ist Architekt, ihre Frau Mutter Magazine Editor - was auch immer die deutsche Entsprechung für diese Berufsbezeichnung ist. Nachdem Stacey Kent die High School abgeschlossen hatte, widmete sie sich in New York dem Studium vergleichender Literaturwissenschaften. Nach Abschluss ihrer Studien zog es sie anno 1991 nach England,
wo sie in Oxford Bekanntschaft mit Vertretern der englischen Jazz-Szene machte. Dadurch angeregt, belegte sie einen Kurs für Jazz-Gesang an der Londoner Guildhall School of Music and Drama. Ebenda lernte sie auch ihren künftigen Ehegemahl, den Jazz-Saxofonisten Jim Tomlinson kennen. Die Hochzeit des Paares fand im Jahre 1991 statt.

Anfang der 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts begann Stacey Kent in London öffentlich als Sängerin aufzutreten - wie wir gesehen haben, ohne viel musikalische Vorbildung zu haben, da es eigentlich nie ihr Wunsch gewesen war, Sängerin zu werden. In ihrer Kindheit und Jugend hörte sie zwar unter anderen Sinatra und Nat King Cole, welche beide großen Eindruck auf sie machten, aber eine Karriere als Sängerin wurde von ihr zunächst nicht angestrebt. Obwohl ihren Angaben zufolge Musik seit frühester Kindheit stets einen wichtigen Platz im Leben von Frau Kent einnahm. Nach und nach jedoch wurde aus dem Interesse für die Musik eine Profession und schon bald trat sie regelmäßig im Vorprogramm berühmter Jazz-Stars im legendären Londoner Ronnie Scott´s Club auf. Anno 1995 war sie in dem Film Richard III
kurz als Sängerin einer Big Band zu sehen - zwar ist Frau Kent nur kurz  - ca. dreißig Sekunden - im Bild, aber der von ihr dargebotene Song Come Be My Love ist während der gesamten Ballszene am Anfang des Films zu hören. Übrigens präsentiert sich die Sängerin dabei ganz stilecht im 30er-Jahre-Look inklusive Wasserwelle und allem Drum und Dran - oh meine Damen und Herren, der berückende Anblick von Frau Kent wird Ihrer aller Herzen höher schlagen lassen - versorgen Sie sich ehestmöglichst mit diesem Film und halten Sie vor allem auch nach dem Original Soundtrack Ausschau, oben erwähnter Song ist nämlich nur dorten
zu finden. Ob sich dieser Soundtrack gegenwärtig noch im Handel befindet, kann ich freilich
nicht sagen, jedenfalls wird in den End-Credits des Films auf die Verfügbarkeit desselben
hingewiesen. Ihre Karriere als Sängerin startete Frau Kent übrigens stilgerecht bei Big-Bands wie dem Orchester Vile Bodies Swing Orchestra, einer Band ganz im Stile der 30er-Jahre. Diese Band spielte für gewöhnlich im Ritz Hotel zu London auf.

1997 veröffentlichte das Label Candid Records Stacey Kent´s erstes Longplay-Album, Close
Your
Eyes betitelt. Mit Unterstützung ihres saxofonblasenden Ehegemahls servierte die Sängerin eine Kollektion von großteils sehr bekannten Jazz-Standards wie More Than You Know, You Go To My Head, It´s Delovely oder Day In - Day Out. Mit einem solchen Programm geht in der Regel nicht viel schief und die Fachpresse reagierte auf die Newcomerin auch sogleich mit einigem Wohlwollen. Der greise britische Jazz-Kritiker und Trompeter Humphrey Lyttleton (anno 2008 verblichen) wurde rasch einer ihrer prominentesten Fürsprecher. Und
in der Tat: Mit einer derartigen Frische hatte schon lange keine Platten-Debütantin die bewährt- en Schlachtrösser des Great American Songbook interpretiert. Kein Wunder also, dass Frau Kent nach Veröffentlichung des Albums als neuer Stern am Jazz-Himmel gehandelt wurde. Die Platte wurde zu einer der meistverkauftesten Jazz-Platten in Europa des Jahres 1997.

Frau Kent kann nun sicherlich nicht als Stimmwunder bezeichnet werden - ihre Stimme hat
nur geringen Umfang, manch einer mag sie gar spröde und dünn nennen, und man könnte ihm kaum widersprechen. Frau Kent´s gegenwärtige äußere Erscheinung entspricht übrigens ganz ihrer Stimme, wenn es erlaubt ist, diesen Umstand nebenbei zu bemerken. Ja in der Tat, sie ist - unverblümt gesagt - recht dürr (und wird es mit den Jahren immer mehr, wie´s scheint)... Um eine etwas diplomatischere Formulierung zu gebrauchen: Ihre äußere Anmutung ist eine aus- gesprochen zarte, fast zerbrechliche. Genauso klingen denn auch viele ihrer Balladeninter- pretationen, in schnellen Stücken entwickelt sie jedoch regelmäßig auch eine ganz beachtliche Energie. Gerade oder obwohl weil Frau Kent keine Stimmakrobatin wie etwa Jane Monheit ist, besitzt ihre Stimme einen sehr eigentümlichen, eben spröden Charme und hat einen hohen Wiedererkennungswert. Zudem ist im Jazzgesang Stimmumfang und Technik nicht unbedingt die Hauptsache, die Suche nach einem persönlichen Ausdruck ist entschieden wichtiger und hinsichtlich dessen liegt Frau Kent auf der richtigen Seite, meine sehr verehrten Damen und Herren - genauso wie auch mit ihrer Maßstäbe setzenden und wahrhaft sensationellen Kurz- haarfrisur. Wenngleich ihre Stimme, wie wir festgestellt haben, insgesamt etwas dünn wirkt,
so klingt sie dennoch nicht gläsern oder kühl, sondern strahlt stets menschliche Wärme aus - sehr in wohltuendem Gegensatz zu manchen Oktaven-Olympionikinnen, welche so sehr mit ihrer Technik protzen, dass einem davon schnell flau im Gekröse wird. Mit einem Wort: Frau
Kent´s Stimme hat Charakter und darin liegt wohl auch ein Gutteil ihrer Popularität begründet.

Das zwote Album The Tender Trap rief ganz ähnlich begeisterte Reaktionen hervor. Nach Auftritten in den USA und einem ebendorten gesendeten TV-Special über Frau Kent erfuhr die Nachfrage nach ihren bisherigen beiden Alben eine derartige Steigerung, dass ihre Plattenfirma Candid mit dem Nachpressen der Tonträger kaum mehr nachkam.

In der Folge veröffentlichte Frau Kent bis 2003 jährlich ein Album, wobei sie dem auf dem Debut-Album gefundenen Stil zunächst weiter treu blieb. Besonders gelungen fiel ihr Tribut an Fred Astaire aus, veröffentlicht im Jahre 2000 und Let Yourself Go - Celebrating Fred Astaire betitelt. 2001 gewann die sympathische Sängerin den British Jazz Award, im Folgejahr auch den BBC Jazz Award.

Jay Livingston, ein dreifach oscar-prämierter Songschreiber, äußerte sich zu Frau Kent in folgender Weise: "Stacey Kent is a revelation. There is nobody singing today who can compare with her. She has the style of the greats, like Billie Holiday and Ella Fitzgerald. And she sings the words like Nat Cole - clean, clear and almost conversational with perfect phrasing. And that's as good as it gets." Oooohh, meine sehr verehrten Damen und Herren! Welch ausge- sprochen beredtes Lob!

2005 partizipierte Stacey Kent auf dem Album ihres Ehegesponses Tomlinson The Lyric, welches bei den BBC Jazz Awards den Preis als bestes Album einfuhr. Die linkerhand
gelisteten Alben Brazillian Sketches und Only Trust Your Heart erschienen zwar ebenfalls
unter dem Namen Jim Tomlinson´s, jedoch ist Stacey Kent auf manchen der Titel als Sängerin zu hören. Der einzige Unterschied zu einer Stacey-Kent-Platte besteht darin, dass hier natur- gemäß auch eine Reihe von Instrumentals zu hören ist, welche Tomlinson in den Vordergrund stellen. Dessen Saxofon-Ton ist elegant, geschmeidig und - wie die Stimme seiner Gemahlin - viel Wärme ausstrahlend. Herrlich und wunderbar, wie sich die beiden Eheleute ergänzen!

2006 unterzeichnete Frau Kent einen Plattenvertrag beim rennomierten Jazz-Label Blue Note.
Auf diesem Label erschienen bislang die Alben Breakfast On The Morning Tram (2007) sowie Raconte-moi (2010). Mit erstgenanntem Album gelang der Sängerin der internationale Durch- bruch - allein in Frankreich wurden 150.000 Exemplare abgesetzt. Kurz darauf wurde ihr von
der französischen Kulturministerin der Orden für Kunst und Kultur verliehen. Ein Konzert im ehrwürdigen Pariser Olympia wurde - Obacht jetzt, meine Damen und Herren - zum Triumph
für die Amerikanerin, die sich sehr gerne auch längere Zeit in Frankreich aufhält und welcher in ihrem eigenen Heimatland bislang die ganz große Anerkennung allerdings noch versagt blieb. Doch dürfte auch dies nur eine Frage der Zeit sein. Diverse Radio-Auftritte in den Vereinigten Staaten führten bereits zu rasanten Anstiegen der Verkaufszahlen von Frau Kent´s bisherigen Werken. Bestärkt auch durch den Erfolg ihrer Alben in Frankreich veröffentlichte Frau Kent im Jahre 2010 mit Raconte-moi ein rein französisch-sprachiges Album. Auch auf dem Vorgäng- eralbum Breakfast On The Morning Tram befanden sich bereits drei französisch gesungene Songs, nämlich zwei Chansons des unvergessenen genialen französischen Nationalheiligtums
Serge Gainsbourg sowie ein Lied aus dem Claude-Lelouch-Film Ein Mann und eine Frau.

Das Bang & Olufsen Magazin fand nach Veröffentlichung des Albums Breakfast On The Morning Tram besonders treffende Worte, um Frau Kent´s Gesang zu charakterisieren:
"Her voice is sometimes a whisper, sometimes a confiding murmur, sometimes an exhilarated exclamation; but whatever the idiom or the mood, individual listeners frequently feel that Stacey’s music was intended for their ears only."

Der Daily Telegraph bezeichnete Frau Kent schlicht und einfach als "excellent singer".

Auch 2011 wird Frau Kent den deutschsprachigen Raum bereisen und ihre dorten beheimatete
stetig wachsende Anhängerschaft bei mehreren Konzertterminen in Deutschland, Österreich und der Schweiz begeistern. Für Mai dieses Jahres - 2011, um ungenau zu sein - ist die Aufzeichnung eines Live-Albums geplant, welches hoffentlich schon bald seinen Weg in die
Plattenregale finden wird.

Frau Kent wohnt wechselweise in Colorado und in England, daselbst in London. Als ihre größten musikalischen Einflüsse nennt sie Blossom Dearie, Fred Astaire,
Ella Fitzgerald,
Billie Holiday sowie Sinatra, aber auch Instrumental-Musiker wie Duke Ellington.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, versorgen Sie sich ehestbaldigst mit dem einen oder anderen von Frau Kent erhältlichen Tonträger - Sie werden die ungemein bezaubernde Sängerin daraufhin mit einiger Sicherheit sofort zu schätzen lernen. Ich scheue mich nicht, Ihnen darauf mein Wort zu geben. Und Sie wissen ja: Ihr Prinzipal steht für Handschlagqualität. Seien Sie also ohne Sorge, Sie dürfen mir (wie immer) blind vertrauen. Da Frau Kent viele Konzerte gibt und dies auch immer wieder auf deutschem Boden tut, sollten Sie den Besuch eines ihrer
Gastspiele unbedingt in Erwägung ziehen - das sagenhaft einnehmende Wesen von Frau
Kent läßt ihr die Herzen des Publicums spätestens drei Sekunden nach ihrem Erscheinen
auf der Bühne zufliegen. Das freilich wird nur die wenigsten wundern, ist Frau Kent doch eine
gar zu entzückende Augenweide! In der Tat: eine wahre Göttin! Oh, es kann keine treffendere
Bezeichnung gefunden werden! Auch Sie, meine Damen und Herren, werden dem Charme
und dem Charisma der angloamerikanischen Sängerin erliegen, mein Wort auch darauf.

Daneben empfehle ich Ihnen, meine sehr verehrten Damen und Herren, dringend einen Besuch des im März des Jahres 2011 gegründeten Stacey-Kent-Forums: Sinn und Zweck dieser Ein- richtung ist die Schaffung eines Ortes, an welchem sich Fans, Verehrer, Bewunderer und Anhänger über das musikalische Werk Frau Kent´s austauschen können - dies in einer ausgesprochen heimeligen Atmosphäre. Wenngleich sich diese Diskussions-Einrichtung sinnvollerweise in erster Linie an Sympathisanten von Frau Kent und ihren Werken richtet,
steht sie freilich auch Personen offen, welche sich bemüßigt fühlen, Teile des Kent´schen Oeuvres zu kritisieren - ganz im Sinne der Toleranz und Weltoffenheit, welche diesen Ort kennzeichnen.

Wohlan, wertes Publicum, ich hoffe sehr, mit diesem kurzen Portrait der Ausnahmesängerin
dazu beitragen zu können, Sie für eine nähere Beschäftigung mit dem Werk der Künstlerin zu erwärmen - in diesem Sinne also, ganz genau in diesem Sinne. Laufen Sie los, versorgen Sie sich im Handel mit den bislang erschienenen Tonträgern, Sie werden es - wie ich schon ange- deutet habe - nicht bereuen. Man sieht beziehungsweise liest sich hoffentlich demnächst im
hochgradig einladenden und hochgastlichen Stacey-Kent-Forum, welches Sie just hier finden können:
Stacey-Kent-Forum

Es lebe Stacey Kent, die talentierteste Sängerin ihrer Generation, ja fraglos sogar die famoseste Sängerin des 21. Jahrhunderts! Viva und Hurra!






Schaffen und Wirken:

Platten
Close Your Eyes (1997)
The Tender Trap (1998)
Only Trust Your Heart (1999)
Let Yourself Go:
Celebrating Fred Astaire (2000)
Dreamsville (2001)
Brazilian Sketches (2001)
In Love Again:
The Music of Richard Rodgers (2002)
The Boy Next Door (2003)
The Lyric (2005)
Breakfast on the Morning Tram (2007)
Raconte-Moi (2010)

Empfehlenswerte Sampler
Collection (2001)
Collection II (2003)
Collection III (2006)
Shall We Dance (2004)
A Fine Romance (2010)