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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Duets

Erstmals seit 1984 betrat Sinatra anno 1993 ein Aufnahmestudio um ein komplettes neues Album einzuspielen. - Übrigens, meine sehr verehrten Damen und Herren, teilte sich der
Sänger mit keinem seiner Gesangspartner wirklich das Mikrofon, wenngleich dies im Booklet geflissentlich verschwiegen wird. Die Aufnahmen entstanden in verschiedenen Studios zu Hollywood, Los Angeles, Miami, New York, Rio De Janeiro, London, Boston, Dublin und Detroit

Er spielte seine Parts im Laufe von drei Aufnahme-Sessions im Julei und Oktober allein ein,
die Parts der anderen Sänger und Sängerinnen wurden alle erst später dazugemischt. Meine Damen und Herren, ich wiederhole: Mit keinem der Partner stand der Barde je wirklich im Studio, manche von ihnen waren bei der Aufnahme ihres Teils nicht einmal auf demselben Kontinent wie Sinatra. Die Songs, die der Sänger bei den Aufnahmesessions des Jahres
1993 aufnahm, wurden auf die Alben Duets und
Duets II verteilt.

Das Programm besteht aus altbekannten Songs, die Sinatra zu dieser Zeit im Live- Repertoire hatte. Er zeigt, dass er auch mit 78 Jahren mit einigen dieser Lieder noch ganz gut zurande kommt, wenngleich ihm freilich nicht alle gleich zufriedenstellend von der Hand gehen. Dass Sinatras stimmliche Fähigkeiten nicht mehr dem früheren hohen Standard gerecht werden können, versteht sich angesichts des hohen Alters des Sängers von selbst.Trotzdem wirkt es zunächst wie ein akustischer Schock, Sinatras Stimme beim Einlegen der CD erstmals zu hören. Bei allen Songs klingt Sinatras Stimme bedenklich brüchig, ja mitunter regelrecht greisenhaft, dennoch läßt ihn seine jahrzehntelange Routine recht gut über die Runden kommen, peinliche Momente gibt es zwar, doch bleibt ihre Zahl verhältnismäßig überschaubar.

Die Duett-Partner kommen aus höchst unterschiedlichen Musikrichtungen wie z.B. Aretha Franklin, Julio Iglesias oder auch Bono. Dementsprechend unterschiedlich fallen denn auch
die Ergebnisse aus. Am ehesten überzeugen können naturgemäß noch jene Songs, die mit Künstlern aus verwandten Stilen aufgenommen wurden: New York New York mit dem groß- artigen Tony Bennett, der Sinatra hier mit Links an die Wand singt, I´ve Got A Crush On You
mit Barbra Streisand, I´ve Got The World On A String mit Liza Minnelli oder auch The Lady
Is A Tramp mit Luther Vandross. Auch You Make Me Feel So Young zusammen mit dem französischen Chansonnier Charles Aznavour funktioniert ganz gut.

Viel weniger gelungen sind hingegen I´ve Got You Under My Skin mit Bono, dieses Duett stellt wohl den negativen Höhepunkt dieses Albums dar, ganz dicht gefolgt von Summer Wind mit Julio Iglesias oder auch Witchcraft mit Anita Baker. Ganz besonders bei letzterer Nummer ist auch Sinatra selbst stimmlich sehr schlecht disponiert.

Was neben dem fortschreitenden Alterungsprozess von Sinatras Stimme ebenfalls sofort auffällt, ist die sehr, sehr sterile und künstliche Aura der gesamten Produktion. Die Stimmen der verschiedenen Sänger und Sängerinnen scheinen alle sehr unterschiedlich abgemischt worden zu sein, um sie jeweils vorteilhaft klingen zu lassen. Dadurch passt auch nichts wirklich zuein- ander. Beim Hörer kommt kaum jemals die Illusion auf, Sinatra und sein jeweiliger Partner stünden wirklich nebeneinander.

Am ehesten vermittelt noch New York, New York mit Tony Bennett einen halbwegs authent- ischen Höreindruck. Verhältnismäßig natürlich wirkt auch noch I´ve Got The World On A String
mit Liza Minnelli, bezeichnenderweise sind Tony Bennett und Liza Minnelli beides Künstler, mit denen Sinatra zuvor bei Konzerten öfters zusammen auf der Bühne stand.

Besonders unangenehm fällt die unterschiedliche Abmischung bei den Stimmen der Sängerinn- en auf, die stets viel durchsichtiger und transparenter klingen als Sinatra, dessen Stimme man überhaupt oft sehr in den Hintergrund gemischt hat, offenbar um so seine gravierenden stimm- lichen Probleme etwas zu kaschieren.

Das allergrößte Missverhältnis bei der Abmischung der Stimmen herrscht beim Duett mit Julio Iglesias. Der Welt unerträglichster Schmalzbarde wurde - wie bei ihm seit jeher üblich - mit ungemein viel Hall aufgenommen, sodass der Höreindruck bei dieser Nummer der denkbar Unnatürlichste ist.

Der - wenn der Begriff in Zusammenhang mit diesem über weite Strecken vergurkten Album denn überhaupt angebracht ist - Höhepunkt des Albums ist zweifelsfrei eine Neu-Version von One For My Baby,  bei der Sinatra - gemessen vor allem an seinem sehr hohen Alter - sogar recht überzeugend agiert. Es ist dies auch die einzige Nummer des Albums, bei der Sinatra  "solo" zu hören ist.

Wie schon erwähnt, merkt man dem Barden sein Alter sehr deutlich an, gleichzeitig hat man aber auch den Eindruck, dass er sich bei diesen Aufnahmen wesentlich mehr bemüht hat als bei seinem letzten, vor fast zehn Jahren 1984 erschienenen und wahrhaft desaströsen
Album
L.A. Is My Lady.

Trotzdem stellt Duets alles andere als einen Meilenstein in Sinatras Karriere dar und zerstört eher die Erinnerung an The Voice, anstatt dieselbe zu fördern. Ob für dieses Album mit künst- lichen Duetten und den im Jahr darauf erschienenen Nachfolger Duets II überhaupt eine künstlerische Notwendigkeit bestand, ist eine Streitfrage, zumindest waren beide Alben
sehr große kommerzielle Erfolge. Duets schaffte nicht zuletzt dank eines gigantischen Werbefeldzuges sogar in allerkürzester Zeit den Weg fast an die Spitze der Billboard-
Charts (Platz Numero Zwo) und erreichte gute Charts-Notierungen in allen Teilen der Welt.

Sinatra soll dem Vernehmen nach bei den Sessions auch noch einige bis dato unveröffentlichte Songs aufgenommen haben: I Get A Kick Out Of You, South Of The Border (geplant mit Willie Nelson als Partner), Nice 'N' Easy (mit Nancy Sinatra, angeblich fertig gemastered), Moonlight
In Vermont (wurde für Duets 2 durch eine Live-Aufnahme ersetzt) sowie Angel Eyes.

Obige Songs sind mutmaßlich komplette Takes, die folgenden wurden dem Vernehmen nach von Sinatra zumindest geprobt - ob es sich dabei um komplette Takes oder vielleicht schon nach wenigen Zeilen abgebrochene Versuche handelt, ist nicht zu sagen: At Long Last Love, The One I Love Belongs To Somebody Else, That's Life, You Are The Sunshine Of My Life, Just One Of Those Things, Chicago (That Toddlin'Town).

Daneben hat das Studio-Orchester angeblich folgende Songs ganz ohne den Barden rein instrumental aufgenommen: Just The Way You Are / Street Of Dreams / How About You / Maybe This Time / At Long Last Love / September In The Rain / You'd Be So Nice To Come Home To / I Thought About You.

Vom rein geschäftlichen Standpunkt war die Produktion eines Albums von Songs mit der Unterstützung bekannter Stars aus allen möglichen Musikrichtungen eine clevere Idee, aber vom  künstlerischen Gesichtspunkt gesehen war dieses Projekt absolut unnötig und ein trauriger Abgesang. Ursprünglich waren drei Duets-Alben geplant, anscheinend aber erlaubte Sinatras Zustand keine weiteren Aufnahme-Sessions.

Im Novembre 2013 erschienen beide Duets-Alben erneut - diesmal unter der Bezeichnung
20th Anniversary Edition in einigen unterschiedlichen Varianten inklusive eher spärlicher Bonus-Materialien, näheres dazu lesen Sie unter
Neuerscheinungen.

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Bewertung:  problematisch
Songs
The Lady Is A Tramp
What Now My Love
I´ve Got A Crush On You
Summer Wind
Come Rain Or Come Shine
New York New York
They Can´t Take That Away From Me
You Make Me Feel So Young
Guess I´ll Hang My Tears Out To Dry/
In The Wee Small Hours Of The Morning
I`ve Got The World On A String
Witchcraft
I´ve Got You Under My Skin
All The Way/One For My Baby



Reihenfolge der Duett-Partner:
Luther Vandross
Aretha Franklin
Barbra Streisand
Julio Iglesias
Gloria Estefan
Tony Bennett
Natalie Cole
Charles Aznavour
Carly Simon
Liza Minnelli
Anita Baker
Bono
Kenny G




Aufgenommen 1993


Produzent

Phil Ramone

Musiker

Bill Miller - Klavier
Chuck Berghofer - Bass
Ron Anthony - Gitarre
uva.


Arrangeur

Patrick Williams


Original-Arrangements
Bill Byers
Don Costa
Nelson Riddle
Neal Hefti
Quincy Jones