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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Point Of No Return

Zum Zeitpunkt der Aufnahme von Point Of No Return hatte Sinatra bereits drei Alben für sein neues, eigenes Label Reprise Records eingespielt.

Die hier vorliegende Platte ist die letzte, die der Sänger für das Label Capitol Records aufge- nommen hat. Erst Jahrzehnte später sollte er 1993 mit
Duets wieder ein Album für Capitol einspielen.

Wer meinte, Sinatra würde für ein Album, das eigentlich nur zur Erfüllung eines Vertrages mit der alten Plattenfirma entstand, höchstens Konfektionsware abliefern, wird hier eines Besseren belehrt: Er machte der Firma, mit der er in den Olymp der amerikanischen Populärmusik aufge- stiegen war, ein großartiges Abschiedsgeschenk und bescherte dem Rest der musikinteress- ierten Menschheit eines der besten jemals aufgenommenen Balladenalben überhaupt. Jawohl, meine hochverehrten Damen und Herren.

Diese Platte steht am Ende eines mit musikalischen Meilensteinen reich gepflasterten Weges und ist - wenngleich oft von vielen Diskografen unterschätzt - vielleicht das beste Album mit ruhigen Songs, das Sinatra jemals aufgenommen hat.

Der Sänger war damals in der absoluten Hochform seines Lebens, wenngleich sein Gesang an sich schon lange nicht mehr die Reinheit der Columbia-Phase hatte. Sinatras Phrasierungs- und Interpretationskunst hatten jedoch um diese Zeit herum ihren Höhepunkt erreicht. Von hier aus konnte es eigentlich nur mehr - langsam zwar, aber doch stetig - bergab gehen.

Und tatsächlich, genauso kam es dann ja auch, wie wir wissen. Fast unmerklich, geradezu heimtückisch langsam setzte der künstlerische Abstiegsprozess ein, bis er nach 1965 auch den glühendsten Verehrern des Barden unmöglich entgehen konnte.

Die Songs auf Point Of No Return sind zwar melancholisch, strahlen aber nie jene Verzweif- lung aus wie etwa die Stücke auf
Only The Lonely, welche stellenweise schon gar zu dick aufgetragen war. Die Arrangements sind insgesamt leichter als auf den vorangegangenen, von Nelson Riddle beziehungsweise Gordon Jenkins arrangierten Balladen-Alben der Capitol-Periode und unterscheiden sich - nicht nur, aber immerhin - schon allein deshalb von den zuvor entstandenen Alben.

Point Of No Return vereint Sinatra hier mit Axel Stordahl, jenem genialen Arrangeur, der schon für die allermeisten Produktionen des Sängers bei Columbia-Records in den 40er-Jahren verant- wortlich war. Der Arrangeur war damals schon von seiner schweren und schrecklichen Krebs- Erkrankung gezeichnet und Point Of No Return sollte die letzte Zusammenarbeit der beiden sein, Stordahl sollte nur mehr zwei Jahre zu leben haben.

Sinatra und Stordahl gelang mit dieser in nur zwei Tagen aufgenommenen Platte ein wirkliches Meisterwerk ohne jegliche Schwachpunkte. Meine sehr verehrten Damen und Herren, machen Sie gelegentlich selbst die Probe aufs Exempel und Sie werden sicherlich zu einer ganz ähn- lichen Auffassung gelangen.

Die Songs auf  Point Of No Return sind allesamt großartige Nummern und die Art und Weise, wie sie von Sinatra interpretiert werden, ist schlicht sagenhaft zu nennen. Ganz besondere Highlights sind It´s A Blue World, These Foolish Things Remind Me Of You, ferner noch die legendäre Film-Edelschnulze As Time Goes By und Memories Of You. Die restlichen Songs
der Platte sind im Vergleich dazu "bloß" Spitzenklasse, was aber immer noch jeden Sanges- künstler dieses Bereiches vor Neid erblassen lassen dürfte.

Bei den letzten vier Nummern der CD-Ausgabe handelt es sich übrigens um Titel aus
der allerersten Session für Capitol- Records aus dem Jahre 1953, diese mit Ausnahme von
Lean
Baby ebenfalls von Axel Stordahl arrangierten Songs - vor allem natürlich das schnelle Lean
Baby  - passen ganz und gar nicht zu dem Album und es wäre sicherlich besser gewesen, auf dieses Bonus-Material, das die Grundstimmung des Albums stört, zu verzichten. Wieder einmal wird sich also der geneigte Hörer, die geneigte Hörerin mit der Programm-Funktion des Abspielgerätes behelfen müssen, um das Album in seiner Original-Abfolge genießen zu können. Und wahrlich: Ein Genuss ist es allenthalben dieser Platte zu lauschen, ein Genuss, welcher sich auch nach dem x-ten Hörerlebnis ungeschmälert einstellt.

So zeitlos meisterhafte Interpretationen und Arrangements unterliegen nunmal keinerlei Abnützungserscheinungen und wirken immer wieder aufs Neue frisch und lebendig.

Fazit: Ein wunderbares Album mit melancholisch-romantisch gefärbten Songs, welche eine große Ruhe und Abgeklärtheit verströmen. Ja, in der Tat: Sinatras Interpretation strahlt eine große und wunderbare innere Ruhe und und Abgeklärtheit aus. Ein Album zum Immer-wieder- hören und ein mehr als würdiger Abschluss der glorreichen Capitol-Ära.

Bewertung:  hervorragend
Songs
When The World Was Young
I´ll Remember April
September Song
A Million Dreams Ago
I´ll See You Again
There Will Never Be Another You
Somewhere Along The Way
It´s A Blue World
These Foolish Things
As Time Goes By
I´ll Be Seeing You
Memories Of You
Day In - Day Out
Don´t Make A Beggar Of Me
Lean Baby
I´m Walking Behind You



Aufgenommen im
September 1961



Produzent

Dave Cavanaugh

Arrangeur
Axel Stordahl