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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Ring-A-Ding-Ding!

Dies ist die erste Veröffentlichung auf Sinatras eigenem Label Reprise, ein Umstand, der allein dem Album schon größere Aufmerksamkeit zuteil werden lässt als manchem der Vorgänger- alben. Der Barde versprach sich von der Gründung wohl eine noch größere künstlerische Unab- hängigkeit und ein lukratives Geschäftsunternehmen. Das Label war allerdings schon zwei Jahre darauf hochverschuldet und wurde vom Warner-Konzern übernommen. Im Gegenzug zur Über- nahme des maroden Labels unterschrieb Sinatra bei Warner Brothers einen Vertrag über vier Filme und behielt ein Drittel der Anteile an der Firma.

Meine sehr geehrten Damen und Herren: Da Sinatra gleichzeitig immer noch bei Capitol unter Vertrag war, nahm er 1960-61 für beide Labels Platten auf. - Unglaublich, aber wahr.

Auf dieser am 19. und 20. Dezember 1960 aufgenommenen Platte fungiert einmal nicht Meister Nelson Riddle oder Billy May, sondern der sehr Jazz-beeinflusste Johnny Mandel als Arrangeur. Der langjährige Weggefährte Riddle stand aus vertraglichen Gründen - er war zu der Zeit noch an die Firma Capitol gebunden - nicht zur Verfügung, aber Mandel erwies sich als eine gute Wahl - in Summe gesehen bringt er Schwung und einen frischen Wind in die Produktion ein.

Auf der Platte hören wir einmal mehr den swingenden Sinatra, wie wir ihn schon von seinen Swing-Alben der Capitol-Zeit her kennen, hier allerdings erreicht der Barde kaum je die Höchst- form früherer Produktionen. Der Druck der Erwartungshaltung seinem ersten Album bei der eigenen Firma gegenüber dürfte Sinatra womöglich etwas eingeengt und im wahrsten Sinne
des Wortes die Luft abgeschnürt haben.

Mit
In The Still Of The Night und You And The Night And The Music befinden sich immerhin zwei der allerbesten Songs, die Sinatra für Reprise einspielte, auf einem Album versammelt. Gleichzeitig wird hier aber ansatzweise bereits eine Tatsache klar, die für die gesamte Reprise- Phase des Barden im Lauf der Zeit mehr und mehr bezeichnend werden sollte, nämlich dass sich auf den Alben sehr im Gegensatz zu den Capitol-Platten neben hervorragenden Songs auch allerhand Durchschnittliches tummelte.

Überhaupt wartet man erst einmal ganze fünf Songs lang, bis mit In The Still Of The Night der erste Höhepunkt des Albums auszumachen ist. Den vorangehenden Nummern nämlich - obwohl keineswegs schlecht - fehlt das gewisse Etwas, der finale Kick. A Foggy Day beispielsweise gelang Sinatra in der Version aus 1953 um Klassen besser, auch der Opener Ring-A-Ding-Ding
ist durchaus nicht dazu angetan, den Hörer vom Hocker zu reißen.

Be Careful, It´s My Heart, The Coffee Song oder auch When I Take My Sugar To Tea sind in
die Kategorie "Füllmaterial" einzuordnen. Die Nummer Zing! Went The Strings Of My Heart -  auch sie ist leider vorgenannter Kategorie zuzuordnen - stammt aus den selben Aufnahme- sessions, erschien aber erstmalig auf der CD-Fassung des Albums. Dieser Titel ist leider aufnahmetechnisch von deutlich schlechterer Qualität als die restlichen Songs des Albums - vermutlich ging das Original-Band verloren und eine Kopie minderer Qualität diente für die CD-Veröffentlichung als Ausgangsmaterial.

Übrigens darf beziehungsweise muss angemerkt werden, dass die Aufnahmequalität generell nicht den teils hohen Standards der Capitol-Alben entspricht. Eine Produktion des Jahres 1960 sollte eigentlich von besserer Tonqualität sein als vorliegendes Album. Es klingt zwar nicht schlecht, jedoch leidet der Sound an einer gewissen Topfigkeit und läßt an Spritzigkeit doch einiges zu wünschen übrig. Auch klingt Sinatras Stimme aufgrund der nicht idealen Abmischung seltsam fremd - Sie werden dies freilich auch schon bemerkt haben, falls Sie zu den Besitzern dieses Albums zählen.

Auf der CD gibt es noch zwei weitere Bonus-Titel, nämlich The Last Dance und The Second
Time Around, welche als Balladen die ursprüngliche Idee, ein Swing-Album zu machen, unglück- licherweise etwas verwässern. Daher wäre es vielleicht durchaus angebracht, die beiden Songs beim Abhören des Albums wegzulassen, eine Entscheidung die ich für mich bereits getroffen habe, welche für Sie, wertes Publicum, aber selbstverständlich nicht mehr als den Charakter einer Empfehlung haben soll. Verfahren Sie also je nach Belieben - ich bin mir völlig sicher, Sie werden die für Sie richtige Entscheidung treffen. Sollten Sie womöglich dennoch unschlüssig sein und sich auch nach längerem Besinnen nicht für oder gegen das Hören inklusive Bonus- Tracks entscheiden können, so stelle ich Ihnen als letzten Ausweg aus dem Dilemma die Kontaktaufnahme mit mir, Ihrem Prinzipal, anheim. Ich werde Sie sodann in höchst eigener Person beraten und eine auf Ihre ganz persönlichen Umstände zugeschnittene Vorgehensweise vorschlagen.

Mit der im selben Jahr erschienenen und in der Tat nicht nur sehr guten, sondern vielleicht sogar großartigen Capitol-Platte
Come Swing With Me kann Sinatras Erstlingswerk unter eigener Fahne trotz einiger sehr guter Momente jedenfalls nicht mithalten. Gerade die oben erwähnten zwei hervorragenden Songs lassen die Durchschnittlichkeit und Beliebigkeit des Rests ganz besonders krass zu Tage treten. Dennoch erfreut sich die Platte sowohl bei Fans als auch bei Kritikern großer Beliebtheit, mitunter werden dem Album wahre Lobeshymnen gesungen - eine Meinung, die ich zumindest nicht so ganz nachzuvollziehen imstande bin. Im direkten Vergleich mit den zuvor entstandenen prachtvollen Capitol-Swing-Alben zieht Ring-A-Ding-Ding! allemal den Kürzeren und meiner Meinung nach hätte das darauffolgende Album Sinatra Swings - auch bekannt unter dem vielsagenden Alternativ-Titel Swing Along With Me - es weit eher verdient, mit Lobpreisungen bedacht zu werden.

Fazit: Kein schlechter Einstand bei der neuen und eigenen Firma, aber doch ganz sicher kein Swing-Meisterwerk im Range einer Platte wie etwa
Songs For Swingin´ Lovers. Eigentlich nicht viel mehr als gerade mal ein Durchschnittsalbum, welches durch zwei hervorragende Songs jedoch ganz deutlich aufgewertet wird.

Im Juno des Jahres Zwotausendundelf erschien die 50th Anniversary Edition des Albums.
Damit liegt Sinatras erstes Reprise-Werk endlich in einer klanglich erheblich verbesserten
Ausgabe vor. Die Titel The Last Time und The Second Time Around, vormals als Bonus-Titel
beigepackt, wurden in diese Neu-Ausgabe nicht inkludiert, wohl aber zwo Titel, zu denen ich Ihnen im Folgenden einige Informationen liefern möchte:

Zing! Went The Strings Of My Heart ist ein anderer Take als jener, der bislang auf diversen
Ring-A-Ding-Ding-Ausgaben enthalten war. Zudem soll die Tonqualität sehr viel besser sein
als bei der bekannten Version, welche - wie geläufig - ausgesprochen dürftig war.

Have You Met Miss Jones, der zwote Bonus-Titel der Neuausgabe, ist eine ganze zehn Minuten dauernde Session, inklusive diversem Studio-Geschnatter und abgebrochenen Takes, eine Komplettfassung ist allerdings ebenfalls zu hören.

Oh meine Damen, oh meine Herren! Das alles ist so unausprechlich wundervoll, dass mir buchstäblich die Worte fehlen. Dies alles im Verbund mit der generell verbesserten Tonqualität des Albums soll, nein: muss uns allen ein Auftrag sein, jawohl ein Auftrag - - - ordern Sie, meine Damen und Herren, ordern Sie um jeden Preis! Soforten, raschestmöglich, am besten noch vor- gestern, koste es was es wolle! Auf, auf - oh welch eine Freude, meine lieben Leserinnen und Leser! Wenn es auch meiner Meinung nach nur ein eher durchschnittliches Album ist, so ist der Ankauf allein schon wegen der klanglichen Verbesserung unabdingbar.

Sehr verehrte Damen und Herren, beachten Sie auch die Rezension von Thorsten Bode, welche Sie
hier finden können.

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Bewertung:  durchschnittlich
Songs
Ring-A-Ding-Ding
Let´s Fall In Love
Be Careful It´s My Heart
A Foggy Day
A Fine Romance
In The Still Of The Night
The Coffee Song
When I Take My Sugar To Tea
Let´s Face The Music And Dance
You´d Be So Easy To Love
You And The Night And The Music
I´ve Got My Love To Keep Me Warm
Zing! Went The Strings Of My Heart
The Last Dance
The Second Time Around



Aufgenommen im
Dezember 1960



Arrangeur
Johnny Mandel