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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
Francis Albert Sinatra & Antonio Carlos Jobim

Geschätztes Publicum, sehr verehrte Damen und Herren: Keine Platte des Barden hat Publikum, Kritik und sogar die eingeschworensten Fans untereinander mehr entzweit als Francis Albert Sinatra & Antonio Carlos Jobim. 

Von der internationalen Kritik beinahe einhellig bejubelt und hochgelobt, empfanden nicht wenige der Fans den auf dieser Platte vollzogenen musikalischen Stil-Wechsel als Affront, wenn nicht gar als einen Verrat "an der Sache". Des Barden erklärte Gegner wiederum feixten hämisch und vertraten die Ansicht, die Platte sei das Werk eines abgehalfterten und alternden Sängers mit versagender Stimme, der sich nun mit  Bossa-Nova-Gesäusel über die Runden retten wolle.

Lag es nun an Stimmproblemen Sinatras oder eher an der Tatsache, dass damals Bossa
Nova gerade angesagt und hip war und somit ein gutes Geschäft, wie auch immer, jedenfalls beschloss Sinatra 1967 einmal etwas ganz anderes auszuprobieren und verbündete sich dazu mit dem brasilianischen Bossa-Nova-Star
Antonio Carlos Jobim, um mit ihm gemeinsam ein Album aufzunehmen. Der Rest ist Musikgeschichte, wie man so schön sagt.

Der Großteil der Songs stammt aus der Feder von Jobim, welcher auch Gitarre spielt und
sich auf vier Nummern das Mikrofon mit Sinatra teilt. Die Platte wurde von der Kritik großteils stürmisch gefeiert und von gar nicht Wenigen sogar zum besten jemals erschienenen Sinatra- Album erklärt. Sinatra singt auf diesem herrlichen Album auf eine von ihm noch nie zuvor gehörte kontrollierte und zurückhaltend-entspannte Art, immer Song-dienlich, stets einfühlsam und sich niemals in den Vordergrund spielend. Der Sänger verzichtet hier auf jegliche Star-Allüre und ordnet sich der musikalischen Konzeption des Albums unter. Nie klang Sinatra weniger nach Sinatra als hier und doch wirkt er stets überzeugend. 

Sinatra selbst meinte einst scherzend über seinen Gesang auf dem Album: "I haven´t sung so soft since I had the laryngitis." Das Album wurde nicht zuletzt auch durch den Erfolg des Titels The Girl From Ipanema zu einem verhältnismäßig großen Verkaufsschlager. Nach dem künst- lerisch minderwertigen Machwerk
That´s Life aus dem Jahre 1966 erleben die Hörer hier endlich wieder ganz und gar den professionellen und qualiätsbewussten Künstler. Der Erfolg dieser für den Barden untypischen Platte war keinesfalls vorausprogrammiert (wenn auch sicher nicht
ganz unerwartet) und Sinatras Bereitschaft zum Risiko ist hier durchaus anerkennenswert.

Die von Claus Ogermann sehr behutsam arrangierten Songs sind für Swing-gewohnte Sinatra- Hörer im ersten Moment sicherlich gewöhnungsbedürftig, aber allerspätestens nach dem dritten Hören sollte etwaige anfängliche Skepsis eigentlich nachhaltiger Begeisterung weichen. Diese bedeutsame Zusammenarbeit zweier großer Musiker ist ohne Übertreibung ein Geschenk an die Musikwelt zu nennen, welche ohne dieses Meisterwerk sicherlich um einiges ärmer wäre.

Das Duo Sinatra-Jobim sollte sich im Februar des Jahres 1969 noch einmal gemeinsam im Studio einfinden, um ihre ersprießliche Zusammenarbeit zu wiederholen. Leider Gottes wurde von diesem Material entgegen allen ursprünglichen Plänen aber keine "richtige" Sinatra-Jobim-Platte veröffentlicht, die Songs wurden lediglich als A-Seite für das Album
Sinatra & Co verwendet, zwei Titel blieben bis 1995 unter Verschluss, ein weiterer fand als Single-B-Seite Verwendung.

Fazit: In der Tat ist die Zusammenarbeit Sinatra-Jobim eine ganz besonders fruchtbare – vor allem auf dem hier besprochenen ersten Album, welches ich ohne Weiteres und ganz ohne Einschränkungen zu Sinatras Meisterwerken zähle. Jawohl, bei der Charakterisierung dieses Albums ist jeder noch so hochfahrende Superlativ gerechtfertigt! Das Album verströmt eine geradezu magische unwirklich-schwerelose Atmosphäre, es ist auf unspektakuläre Weise spektakulär, es ist wie glitzernde Reflexionen auf der Oberfläche eines unergründlich tiefen
Sees, wie ein Seiden-Vorhang, der von einer leichten Brise bewegt wird... Oh, teures Publicum, Sie merken selbst, wie sehr Ihr Prinzipal ins Schwärmen gerät - aber ich garantiere Ihnen, dass es Ihnen nach dem Kauf dieses Albums nicht wesentlich anders ergehen wird!

Die 1969 stattgehabte Neuauflage dieser Zusammenarbeit ist zwar ebenfalls empfehlenswert, dennoch muss ich festhalten, dass bei dieser Reunion Sinatras Gesang leider nicht annähernd so subtil wie hier ausfällt.

2010 veröffentlichte Concord Records das Album Sinatra-Jobim: The Complete Reprise Recordings, welches alle Aufnahmen der beiden Recken auf einem Tonträger versammelt.

Bewertung:  hervorragend 

Songs
The Girl From Ipanema
Dindi
Change Partners
Quiet Nights Of Quiet Stars
Meditation
If You Never Come To Me
How Insensitive
I Concentrate On You
Baubles, Bangles And Beads
Once I Loved



Aufgenommen Jan./Feb. 1967


Produzent

Sonny Burke

Arrangeur
Claus Ogerman

Gastmusiker
Antonio Carlos Jobim