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“Basically, I'm for anything that gets you through the night - be it prayer, tranquilizers or a bottle of Jack Daniels.”

“Critics don't bother me because if I do badly, I know I'm bad before they even write it. And if I'm good, I know I'm good. I know best about myself, so a critic doesn't anger me.”

“The thing that influenced me most was the way Tommy played his trombone. It was my idea to make my voice work in the same way as a trombone or violin - not sounding like them, but "playing" the voice like those instrument- alists.”
September Of My Years

In den Jahren bei Capitol Records veröffentlichte Sinatra insgesamt sechzehn sogenannte "Concept-Alben" die sich durch eine inhaltliche bzw. stimmungsbezogene Verwobenheit der Songs auszeichneten und schrieb mit diesen Platten Musikgeschichte.

Diese Idee, meine sehr verehrten Damen und Herren, vernachlässigte Sinatra sehr zum Leidwesen vieler Fans nach 1961, als er nunmehr für sein eigenes Label Reprise Records Platten aufnahm.

September Of My Years ist nun das erste Reprise-Album, für das der Sänger die in den 50er Jahren bahnbrechende Idee des Concept-Albums in ihrer ganzen Konsequenz wiederaufleben ließ. Nach vier vom künstlerischen Standpunkt aus gesehen doch eher leichtgewichtigen Produktionen wandte sich der Barde 1965 endlich wieder einem ambitionierten Werk zu, das den Vergleich mit den legendären Capitol-Alben nicht zu scheuen braucht.

Die dreizehn Songs dieses exzellenten Albums wurden in drei Sessions im April und Mai
des Jahres 1965 aufgenommen und wurden von Sinatras altem Weggefährten Gordon Jenkins arrangiert, der hier eine seiner besten Arbeiten ablieferte. Sinatra befand sich nun in seinem
50. Lebensjahr und nahm diese Tatsache zum Anlass, ein etwas melancholisches und seinem Alter entsprechend reifes Werk vorzulegen.

Einige der Lieder wie etwa September Song oder Hello Young Lovers hatte der Sänger bereits
in seiner Columbia-Periode aufgenommen, aber nun hatte Sinatra die nötige Reife, um sie noch um einiges überzeugender interpretieren zu können als ehedem. Sinatras Stimme hat zwar
nicht mehr ganz die Qualität der 50er Jahre, aber hier passt sie sehr gut in den Rahmen einer zartbitteren musikalischen Rückschau eines gereiften Interpreten im beginnenden Herbst seiner Jahre.

Dieses von der Kritik begeistert aufgenommene Concept-Album stellt zweifelsfrei einen, wenn nicht gar den Höhepunkt von Sinatras Schaffen für das Label Reprise dar und verdeutlicht nur
zu gut, wie oft der Sänger auf diesem Label seine wahren Fähigkeiten zugunsten weitaus kommerziellerer und ihn weit weniger fordernder Alben hintanstellte.

Nicht nur der Interpret, sondern auch der Hörer wird von dieser großartigen Songkollektion gefordert, die Platte ist kein Album, um es so einfach nebenbei zu hören, sondern bedarf konzentrierter Aufmerksamkeit, um seine volle Wirkung zu entfalten.

Die absoluten Höhepunkte der Platte sind sicherlich die Nummern The September Of My
Years und It Was A Very Good Year, die von Sinatra makellos interpretiert werden und zudem auch noch ganz besonders eindrucksvoll das Genie von Gordon Jenkins unter Beweis stellen. Aber auch die übrigen Songs sind von durchaus vergleichbarem Niveau, wenn Sie, meine hochverehrt- en Damen und Herren, mir gestatten wollen dies anzufügen. Von den über dreißig Alben, die Sinatra für das Label Reprise veröffentlichte, erweist sich bei allernachsichtigster Beurteilung allerhöchstens ein knappes Viertel als wirklich gelungen bzw. unverzichtbar, September Of My Years ist mit Sicherheit dazu zu zählen. In der Tat: Geneigte Leserin, geneigter Leser, ich kann Ihnen nur wärmstens empfehlen, sich so bald wie möglich in den Plattengeschäften Ihres Vertrauens nach diesem Album umzusehen, falls Sie es nicht ohnehin längst besitzen. Eine
der Sternstunden der amerikanischen Populärmusik erwartet Sie, eine Platte an der Sie aller Wahrscheinlichkeit nach auch noch in zehn, zwanzig, sogar fünfzig Jahren noch eine helle Freude haben werden!

Zum Zeitpunkt der Aufnahme in seinem fünfzigsten Lebensjahr, bescherte sich Sinatra selbst das vielleicht schönste Geschenk zu diesem runden Geburtstag Ende des Jahres. Nunmehr im Herbst seiner Jahre angelangt, vielleicht auch bereits ahnend, womöglich auch schon wissend, dass aus künstlerischer Sicht der Zenit seiner Schaffenskraft überschritten war, steckte Sinatra all seine ihm noch verbliebenen Talente und Energien in ein melancholisches, tief anrührendes, Rückschau auf ein von vielen Erfahrungen geprägtes Leben haltendes Werk, welches gleichsam den Abschluss von Sinatras Glanzzeiten darstellt. Das Album wurde mehrfach ausgezeichnet und von der Kritik frenetisch bejubelt. Die Platte erreichte den Rang Numero Fünf der Billboard- Charts und war somit nicht nur künstlerisch, sondern auch kommerziell ein großer Erfolg. In der Tat, von mancherlei Gesichtspunkten aus betrachtet, wäre die Veröffentlichung dieses Albums im August 1965 die beste Gelegenheit für Sinatra gewesen, sich – nunmehr (so gut wie) Fünfzig - aus dem Musikgeschäft zurückzuziehen. - Es wäre ein ungemein stilvoller Abgang gewesen. Alles, was später erschien, rangiert künstlerisch unter diesem Album, wenngleich freilich mit
Moonlight Sinatra, Francis Albert Sinatra & Antonio Carlos Jobim sowie auch  mit
Francis A. & Edward K. noch drei durchaus zufriedenstellende Alben folgen sollten.

Ich persönlich gestehe frank und frei, dieser Platte auch nach so vielen Jahren nicht im Geringsten überdrüssig zu werden. Auch nach hunderten Hör-Erlebnissen bietet dieses Meisterwerk immer wieder eine neue, zuvor vielleicht noch nicht registrierte Facette.
Laufen Sie, laufen Sie - rasch! Im Herbst 2010 erschien eine Neu-Auflage des Albums,
welche neben einem erweiterten Booklet auch zwo Bonus-Tracks enthält: Zum einen die
Single-Version von How Old Am I, zum anderen eine Live-Aufnahme von This Is All I Ask,
aufgenommen anno 1984 zu New York in der Carnegie-Hall.

Sehr verehrte Damen und Herren, beachten Sie auch die Rezension von Ulrich Groh, welche
Sie
hier finden können.

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hier.

Bewertung:  hervorragend
Songs
The September Of My Years
How Old Am I
Don´t Wait Too Long
It Gets Lonely Early
This Is All I Ask
Last Night When We Where Young
The Man In The Looking Glass
It Was A Very Good Year
When The Wind Was Green
Hello Young Lovers
I See It Now
Once Upon A Time
September Song



Aufgenommen April / Mai 1965



Produzent

Sonny Burke

Arrangeur

Gordon Jenkins